Atomkraftwerk Fukushima-1:Radioaktive Belastung im Grundwasser steigt enorm

Das zerstörte AKW Fukushima Daiichi im März 2013

Das direkt am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima-1 im März 2013

(Foto: Reuters)

Innerhalb weniger Tage ist im AKW Fukushima-Daiichi die radioaktive Belastung massiv angestiegen. Die Betreiberfirma Tepco behauptet, die Ursache für die neue Kontamination sei noch nicht bekannt - und auch nicht, ob kontaminiertes Wasser ins Meer geflossen sei. Noch im Juni hatte Tepco beteuert, das Grundwasser sei geschützt.

Aus einem noch unentdeckten Leck im japanischen Katastrophenreaktor Fukushima-Daiichi sind radioaktive Stoffe ins Grundwasser geraten. Die Caesium-Belastung lag am Dienstag 90 mal höher als noch drei Tage zuvor. Der Level des mutmaßlich krebserregenden Caesium-134 sei auf 9000 Becquerel pro Liter gestiegen, gab die Betreiberfirma Tepco am Dienstag bekannt. Der zulässige Grenzwert liegt bei 60 Becquerel. "Wir wissen noch nicht, warum die Belastung in die Höhe geschossen ist", sagte ein Tepco-Sprecher. "Wir versuchen eine weitere Verunreinigung zu verhindern."

Die Ursache sei derzeit nicht bekannt, sagte ein Tepco-Sprecher. Gemessen wurde in einem Testbrunnen in der Nähe des Turbinenhauses von Reaktor 2, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Ob belastetes Grundwasser ins Meer geflossen sei, werde noch untersucht.

Auch die Grundwasserbelastung mit Caesium-137 schoss auf 18.000 Becquerel pro Liter hoch, was 200-mal höher ist als erlaubt. Die Stoffe gelten als krebserregend, wenn sie sich in Muskeln und Knochen ansammeln. Die Belastung durch andere gefährliche Substanzen ist ebenfalls in den vergangenen Tagen angestiegen.

Erst im Juni waren in dem Testbrunnen erhöhte Werte der Substanzen Strontium-90 und Tritium festgestellt worden. Radioaktives Cäsium, Strontium und Tritium können im Körper zu Strahlenschäden führen. Caesium-137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Im vergangenen Monat hatte Tepco noch beteuert, das Grundwasser um das Kraftwerk sei durch Stahlböden und das Betonfundament weitgehend abgekapselt.

Bisher war die Kontamination des Grundwassers im betreffenden Brunnen sehr niedrig, oft unterhalb der Grenze des Nachweisbaren, heißt es auf der Internetseite von The Japan Times. Eine Erklärung für den nun plötzlichen massiven Anstieg der Werte könnte die gute Aufnahmefähigkeit von Schlamm sein, der Caesium sehr gut absorbiert. Möglicherweise war die Kontamination des Grundwassers deshalb zunächst niedrig, vermutet ein Tepco-Sprecher in der The Japan Times. Der drastische Anstieg von Caesium könnte sich dadurch erklären lassen, dass sich der Schlamm mit Wasser vermischt hat.

In Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 war das AKW Fukushima-1 schwer verwüstet worden. Es kam zu Kernschmelzen, die radioaktive Belastung war innerhalb weniger Tage massiv angestiegen. Der Super-GAU war seit Tschernobyl 1986 das schwerste Atomunglück.

Am Montag waren in Japan neue Sicherheitsbestimmungen für Atomkraftwerke in Kraft getreten. Zeitgleich beantragte die Stromwirtschaft die Wiederinbetriebnahme von zehn Reaktoren. Die Entscheidung dürfte binnen eines Jahres fallen, sagte Kenzo Oshia von der Regulierungsbehörde der Nachrichtenagentur Reuters. Derzeit sind nur zwei der 50 japanischen Reaktoren am Netz.

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