Antibiotika im Tierfutter:Mastbetriebe bleiben gesperrt

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Bei einer Routinekontrolle entdeckt das bayerische Gesundheitsamt ein verbotenes Antibiotikum im Urin von Schweinen - 25 Mastbetriebe im Allgäu bleiben daraufhin vorerst gesperrt. Verantwortlich für die Verunreinigung ist ein Labor der Molkerei Ehrmann, die bereits Konsequenzen gezogen hat.

In bayerischen Schweinemastbetrieben sind Rückstände eines Antibiotikums gefunden worden. Sie stammen von einem Betrieb der Molkerei Ehrmann, der Futtermittel an Höfe der Region weitergeben hat. Die Mastbetriebe sind inzwischen gesperrt. Nach Angaben von Ehrmann sind von der Sperrung 25 Schweinemastbetriebe betroffen. "Wir gehen aber davon aus, dass nächste Woche einige Höfe ihren Betrieb wieder aufnehmen können", sagte ein Unternehmenssprecher am Sonntag.

Die Türme der Molkerei Ehrmann in Oberschönegg: Aus einem Labor des Unternehmens war das verbotene Antibiotikum in das Futtermittel von Schweinen gelangt. (Foto: dpa)

Das Medikament war durch Produktionsrückstände von Ehrmann in die Futtertröge der Höfe gelangt. Zunächst wurden 26 Mastbetriebe im Allgäu und im Raum Ulm gesperrt, nachdem das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei Routinekontrollen im Urin einiger Schweine das verbotene Antibiotikum Chloramphenicol festgestellt hatte.

Menschliches Versagen ist der Grund für die Verunreinigung

Lediglich ein Betrieb wurde bereits am Freitag wieder freigegeben, wie das LGL mitteilte. Am Wochenende hatte es zunächst unterschiedliche Angaben über die Gesamtzahl der gesperrten Höfe gegeben.

Eine Fehleranalyse bei Ehrmann habe ergeben, dass menschliches Versagen der Grund für die Verunreinigung war, sagte der Sprecher des Unternehmens. Die verantwortliche Mitarbeiterin der Qualitätssicherung sei beurlaubt worden. Derzeit lägen weder gegen das Unternehmen noch gegen Mitarbeiter Anzeigen oder Strafanzeigen vor. Nach LGL-Angaben ist jedoch die Staatsanwaltschaft Memmingen eingeschaltet worden.

Das Arzneimittel darf dem LGL zufolge Schlachttieren seit 1994 nicht mehr verabreicht werden. Entdeckt wurden die Rückstände bei Routinekontrollen in den Mastbetrieben. Das Antibiotikum war als Hilfsmittel in den Ehrmann-Laboren zur Beschleunigung mikrobiologischer Untersuchungen eingesetzt worden.

"Als Ursache für die Kontamination wurden Laborabfälle des Molkereibetriebes ermittelt, die unsachgemäß entsorgt worden sind", teilte das Landesamt mit. Wegen eines Fehlers sei das Antibiotikum in das sogenannte Weißwasser gelangt. Weißwasser fällt bei der Produktion in der Molkerei an und enthält noch Milchbestandteile - von einigen Betrieben aus dem Umland werde es kostenfrei abgeholt und vor allem bei Schweinen dem Futter beigegeben.

Keine Gefahr für Verbraucher

Molkereiprodukte von Ehrmann seien nicht betroffen, da die Prozesse in der Molkerei getrennt ablaufen. Verbraucher seien daher nicht gefährdet. Das LGL kontrolliert nach eigenen Angaben jährlich etwa 36.500 Proben auf verschiedene Arzneimittelrückstände.

Wegen der Sperre könne derzeit auch kein Fleisch von den betroffenen Tieren in den Handel kommen, hieß es. Wie lange die Sperre aufrechterhalten bleibe und was mit den Tieren passieren werde, war am Sonntag noch offen. Derzeit liefen noch Tests von Fleisch, Blut und Urin, sagte eine LGL-Sprecherin. Hier werde es in den nächsten Tagen eine Entscheidung geben. Ebenso offen war, wie viele Tiere auf den Höfen betroffen sind.

Ehrmann werde Chloramphenicol künftig nicht mehr verwenden, teilte der Unternehmenssprecher mit. Das Unternehmen stehe in enger Verbindung mit den Behörden und den betroffenen Landwirten. In einigen Mastbetrieben dauerten die Untersuchungen noch an, meinte der Sprecher.

Der Einsatz von Arzneimitteln bei Schlachttieren ist umstritten. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) hat erst kürzlich einen neuen Gesetzentwurf zur Eindämmung des Antibiotika-Einsatzes in der Tiermast vorgelegt. Über den Verzehr von belasteten Lebensmitteln können Menschen resistent gegen Antibiotika werden, so dass Medikamente bei Krankheiten nicht mehr wirken.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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