Alkohol:Betrunken? Das Glas ist schuld!

Lesezeit: 2 min

Wie schnell und wie viel Alkohol jemand trinkt, hängt offenbar auch von der Form des Glases ab. Darauf deutet eine Studie britischer Wissenschaftler hin. Wer einen Kater vermeiden will, sollte deshalb eher zum Bierkrug greifen als zum Weizenglas

Mancher, der zu tief ins Glas geschaut hat, kann sich in Zukunft auf britische Wissenschaftler berufen, um sich für ein Besäufnis zu entschuldigen. Die haben nämlich herausgefunden, dass es auch von der Form des Trinkgefäßes abhängt, wie schnell - und damit wohl auch wie viel - wir trinken.

Aus geraden Gläsern wie diesem Bierkrug trinkt man viel langsamer als aus geschwungenen, sagen Forscher. Na dann, Prost! (Foto: Stephan Rumpf)

So dürften Weizengläser eher für Katerstimmung sorgen als Bierkrüge - vorausgesetzt natürlich, die Füllmenge ist die gleiche. Denn man trinkt den Inhalt aus einem geraden Glas viel langsamer als aus einem geschwungenen. Das berichten Psychologen um Angela Attwood von der Universität Bristol im Fachmagazin PloS One.

Anlass der Studie ist eine ernste Angelegenheit: Binge Drinking, also das Trinken bis zum Rausch, sei in Großbritannien vor allem unter Jugendlichen ein wachsendes Problem, sagt Attwood. Das Phänomen kennt man in Deutschland ebenfalls. Zwar geht der regelmäßige Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen seit Jahren zurück, Komasaufen bleibt allerdings problematisch. Das belegen Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Etwa jeder Siebte der 12- bis 17-Jährigen trinkt demnach mindestens einmal pro Woche Alkohol, fast 20 Prozent verschaffen sich innerhalb eines Monats sogar einen Rausch.

Viele würden gar nicht realisieren, wie viel und schnell sie trinken, vermutet Attwood auf der Homepage des Fachmagazins Science. "Wir können Menschen nicht verbieten zu trinken, aber wir können ihnen ein bisschen mehr Kontrolle geben." Und sei es über die Form des Glases.

Wie die Studie mit 159 Teilnehmern ergeben hat, leert man ein geschwungenes Glas ganze 60 Prozent schneller als eines mit geraden Wänden. Und es fällt uns deutlich schwerer, den Punkt zu bestimmen, an dem ein Weizenglas nur noch halb voll ist.

Diese Fehleinschätzung könnte die Erklärung für die unterschiedlichen Trinkgeschwindigkeiten sein, vermuten die Forscher. Wie schnell jemand sein Bier konsumiert, beurteilt er nicht erst anhand eines geleerten Glases, sondern bereits mithilfe eines halb leeren Trinkgefäßes. Oder vielmehr nach dem, was die Hälfte zu sein scheint. Bei einem geschwungenen Weizenglas zum Beispiel lässt sich das jedoch schwer abschätzen.

Das Resultat: Man meint, das Glas sei noch halb voll, man hat aber bereits mehr als die Hälfte getrunken. Die selbst wahrgenommene und die tatsächliche Trinkgeschwindigkeit fallen also auseinander. Dies, so vermuten die Psychologen, könnte dazu führen, dass Konsumenten meinen, noch wenig getrunken zu haben, und leeren das Glas dann möglicherweise schneller. Ob man dann auch das nächste Getränk schneller ordert, konnten die Forscher nicht belegen. Die Vermutung ist allerdings naheliegend.

© Süddeutsche.de/hmet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: