Psychologie:Endlich wieder Angst

Es gibt Menschen, die fürchten sich nie - weil in ihrem Gehirn der Mandelkern zerstört ist. Jetzt haben Ärzte herausgefunden, wie man ihnen doch Angst machen kann.

Von Christina Berndt

Den drei Patientinnen war Angst völlig fremd geworden. Weil in ihren Gehirnen die für Furcht zuständige Amygdala (der Mandelkern) beschädigt war, hatten sie schon lange kein solches Gefühl mehr empfunden.

Nicht einmal in Situationen, in denen jeder andere Mensch panikartig davonrennen oder gar schwer traumatisiert würde.

Ihre Ärzte dachten deshalb, Angstgefühle seien den Frauen nie mehr möglich. Doch sie sollten sich täuschen.

In einem Experiment ließen die Neurologen um John Wemmie von der University of Iowa ihre Patientinnen Luft einatmen, die stark mit Kohlendioxid angereichert war.

Da gerieten die Frauen in Panik, wie die Ärzte jetzt im Fachjournal Nature Neuroscience (online) berichten. Eine der Patientinnen erlebte dieses Gefühl zum ersten Mal seit ihrer Kindheit.

Offenbar kann Angst also, anders als bisher gedacht, auch ohne eine funktionstüchtige Amygdala entstehen.

Die Ärzte sehen die Ursache im Ursprung der Bedrohung. Ihrer Ansicht nach macht es einen Unterschied, ob der Furcht einflößende Reiz von außen oder innen kommt.

Die meisten angstmachenden Dinge würden über den Seh- oder Hörsinn an die Amygdala vermittelt, sagen sie. Im Gegensatz dazu könnte ein Zuviel an Kohlendioxid vom gesamten Gehirn wahrgenommen werden.

© SZ vom 04.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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