Knapp 30 Jahre lang hat Charles Brown tote Schwalben von den Straßen Nebraskas gesammelt. Kein schöner Job, trotzdem hat Brown nun eine gute Nachricht: Auf seiner Route werden immer weniger Schwalben überfahren.
Möglicherweise habe sich der Körperbau der Vögel so verändert, dass sie schneller vor den Autos flüchten können, spekulieren der Forscher von der University of Tulsa in Oklahoma und seine Kollegin im Fachmagazin Current Biology (online). Sollten sie richtigliegen, wären die Fahlstirnschwalben ein Beleg dafür, dass sogar Autos auf die Evolution von Tieren einwirken können.
Mitte der 1980er-Jahre fanden die Forscher auf ihren immer gleichen Touren noch etwa 20 überfahrene Schwalben pro Jahr, 30 Jahre später nur noch ungefähr fünf. Die Zahl der Schwalbennester stieg im gleichen Zeitraum hingegen deutlich. Daher wären eigentlich mehr Verkehrsopfer zu erwarten, zumal auch die Zahl der Autos zugenommen hat.
Dieses scheinbare Paradox könnte sich mit einer anderen Beobachtung der Forscher erklären lassen. Unter den getöteten Vögeln waren auffallend viele, deren Flügel länger waren als die der lebenden, von den Forschern vermessenen Schwalben. Die mittlere Flügellänge der lebenden Schwalben schrumpfte im Lauf der Jahre um etwa zwei Millimeter auf 107 Millimeter. Die Flügel der überfahrenen Vögel hingegen waren am Ende des Untersuchungszeitraums rund 110 Millimeter lang - und damit sogar noch länger als vor 30 Jahren.
Vielleicht könnten Vögel mit kürzeren Flügeln schneller von der Straße flüchten, spekulieren die Forscher. Das würde erklären, warum vor allem die langflügeligen Exemplare überfahren werden. Einem Auto zu entkommen, stellt demnach einen Selektionsdruck dar. Dieser führt dazu, dass es nach und nach immer mehr Schwalben mit kürzeren Flügeln gibt.