Zukunft des Drogeriehändlers Rossmann:Raoul oder Daniel?

Lesezeit: 2 min

Dirk Roßmann, Gründer und Geschäftsführer der Drogeriemarktkette Rossmann, steht am 05.12.2013 in einer Filiale in Hannover. (Foto: dpa)

Drogeriehändler Dirk Roßmann hat vieles, was ein Unternehmer braucht: Gefühl fürs Timing, eiserner Wille, Sturheit, ein bisschen Streitlust - und zwei nachfolgewillige Kinder. Bleibt die Frage: Welcher der beiden Söhne folgt ihm als Chef?

Von Kristina Läsker

Wer sich mit Dirk Roßmann zum Gespräch verabredet, bleibt nicht lange allein. Kaum hat sich der Unternehmer auf eines der braunen Sofas in seinem Büro gesetzt, geht die Tür auf. Es ist Roßmanns ältester Sohn Daniel. Er nimmt hinter dem Schreibtisch Platz. "Ich will nur zuhören", sagt der 37-Jährige. Wenig später folgt Sohn Nummer zwei, Raoul, 28. "Komm zu mir aufs Sofa", ruft Roßmann ihm entgegen.

Die Söhne sind auf Wunsch des Vaters dabei - das Ganze sieht nach einem Signal aus: Die Nachfolge bei Deutschlands zweitgrößter Drogeriemarkt-Kette Rossmann ist geregelt, soll ihr Auftritt heißen. Selbst falls Gründer Roßmann, 67, sich irgendwann zurückziehen sollte. Doch das habe er gar nicht vor, beteuert der drahtige Mann mit der Brille. Dafür gebe es zu viel zu tun. "Es wird jeden Tag mehr."

Machen müsste er das alles jedenfalls nicht mehr, sein Vermögen wird auf mehr als 1,25 Milliarden Euro geschätzt. Und die Kinder, Daniel stammt aus erster Ehe, sind längst im Betrieb aus Burgwedel bei Hannover engagiert. Ihre Büros sind gleich nebenan, oben im vierten Stock mit Blick über die Felder neben der Autobahn A7.

Welcher Sohn übernimmt den Laden?

Sohn Daniel verantwortet die Expansion der Gruppe. Sie ist mit 3019 Märkten in sechs Ländern vertreten, dieses Jahr sollen 300 Filialen neu eröffnen. Raoul führt den Non-Food-Bereich, dessen Sortiment - von Haarbürsten bis Lippenstifte - finanziell wichtig ist. Denn Schnelldreher wie Windeln oder Toilettenpapier bringen kaum Profit. Non-Food-Produkte dafür umso mehr. Ihretwegen hat Rossmann eine Umsatzrendite von vier Prozent. So viel wie kaum ein Rivale. "Wir sind die ertragsstärkste Drogeriemarkt-Kette in Europa."

Bloß, welcher der Söhne soll diese Erfolgsserie fortsetzen? Lange schon rätselt die Branche, und auch die 40 000 Mitarbeiter wüssten das wohl gern. Doch Roßmann ziert sich. In der Familie hätten sie das schon entschieden, sagt er, doch draußen soll das noch keinen etwas angehen.

Nur so viel: Am Jahresende werden mit Roland Frobel (Finanzen) und Klaus Praus (Einkauf) zwei der vier Geschäftsführer - aus Altersgründen! - abtreten. "Es ist der erste große Führungswechsel seit mehr als 20 Jahren", betont Roßmann. In der Leitung bleiben er und seine Frau Alice. Einkaufschef werde Raoul, doch ob der jüngere Sprössling auch in die Geschäftsführung kommt, bleibt offen. "Ich werde Ihnen das jetzt nicht sagen."

Auch in der Welt von Rossmann ist es härter geworden

Bei diesen Worten blitzt viel von dem durch, was den Mittelständler erfolgreich gemacht hat: ein Gefühl fürs Timing, eiserner Wille, bisweilen Sturheit und viel Streitlust. Mit 25 Jahren hat der Niedersachse eine eigene Drogerie eröffnet und aus dem Nichts einen Konzern mit 6,64 Milliarden Euro Umsatz aufgebaut. Es war eine große Aufbauleistung und viel Kampf: In seinem Leben ist Roßmann mehr als 100 Mal vor Gericht gezogen, hat Konkurrenten verklagt. Er hat den bisweilen scharfen Ton mitgeprägt, den sie in der Branche pflegen. Auch jetzt wieder spottet er über seinen Widersacher, dm-Gründer Götz Werner, und dessen Eintreten für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle. "Unsere Botschaft geht nicht so sehr ins Esoterische, wir sind eher praktisch", sagt er.

Was diese Ironie nicht verdecken kann: In der Welt von Rossmann ist es zuletzt härter geworden, und das liegt auch an der Schlagzahl, mit der dm neue Filialen eröffnet. Zudem nehmen Discounter wie Netto und Aldi neuerdings einiges vom Umsatz weg, seit sie selbst verstärkt Cremes wie Nivea, Zahnpasta etc. verkaufen. Für Roßmann ist das - noch - ein Problem auf hohem Niveau. 16 Jahre lang ist die Firma zweistellig gewachsen. Dieses Jahr dürften es erstmals nur noch acht Prozent werden. Wenn nicht einer der Söhne den Laden bald neu erfindet.

© SZ vom 03.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: