Wüstenstromprojekt:Desertec hält die Hand auf

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Mit forschem Auftritt war das Wüstenstromprojekt Desertec gestartet: Die Privatwirtschaft wollte zeigen, was sie kann. Doch ohne Staatshilfe tut sich die Initiative offenbar schwer.

Es sind etwas heikle Sätze, die der Koordinator des Wüstenstromprojektes Desertec beim Siemens-Konzern, Bernd Utz, da von sich gibt: Es gebe keine grundsätzlichen Zweifel an dem Projekt, aber es sei neues Terrain. "Und da kann eine stützende Hand des Staates hilfreich sein", sagte er dem Berliner Tagesspiegel.

Strom aus der Wüste: 400 Milliarden Euro wollen Unternehmen in das Projekt Desertec stecken. Doch die Politik ist offenbar auf Distanz gegangen. (Foto: ddp)

Zwar hatten die Initiatoren von Desertec schon früher durchblicken lassen, dass sie auf öffentliche Unterstützung setzen, doch stand dabei vor allem die Regulierung im Vordergrund: Die Regierungen sollten dafür sorgen, dass das Projekt nicht an den Rahmenbedingungen scheitert. Immer klarer wird nun, dass offenbar auch die Anschubfinanzierung vom Steuerzahler kommen soll. Utz formuliert das so: "Am Anfang gibt es natürlich noch Unsicherheiten. Die drücken sich in erhöhten Finanzierungshürden aus."

Die anfängliche Euphorie ist geschwunden, offenbar herrscht bei den Investoren mittlerweile Skepsis, denn vorläufig hat Desertec noch nicht viel vorzuzeigen. Utz sagt: "Wir mussten viel Energie darauf verwenden, den deutschen Anstrich loszuwerden, den die Desertec-Initiative zunächst zweifellos hatte." Es rächt sich, dass diese Energie nicht längst in andere Bereiche gesteckt werden konnte.

Auch die Politik ist auf Distanz gegangen: In den unlängst veröffentlichten Plänen der Regierung zum Ausbau erneuerbarer Energien tauchte trotz der anfänglich wortreichen Unterstützung seitens der Bundesregierung für Desertec das Projekt nicht mehr auf. Eilig hatte daraufhin Desertec-Chef Paul van Son Mitte August einen Brandbrief an Politiker und Topmanager geschickt. Denn wenn die politische Unterstützung in Deutschland wegbricht, könnten Konkurrenzprojekte bald als relevanter angesehen werden. Beispiel Frankreich: Dort ist unter Leitung des staatlich geführten Stromkonzerns EDF ein eigenes Industriekonsortium namens Transgreen gegründet worden - so etwas verunsichert Investoren.

Im Ende September vorgestellten Energiekonzept der Bundesregierung heißt es zu dem Projekt nur, dass der Bund "mit Blick auf den gemeinsam mit den Mitgliedern der Union für das Mittelmeer und der EU-Kommission zu entwickelnden Masterplan ihre abgestimmte Gesamtstrategie für den Solarplan der Union für das Mittelmeer formulieren und dabei insbesondere auch Rahmenbedingungen für eine Umsetzung des Desertec-Vorhabens identifizieren" werde. Zur Erinnerung: Desertec wäre, sofern tatsächlich umgesetzt, eines der größten Infrastrukturprojekte überhaupt. Bislang wird es von 18 Gesellschaftern und 25 assoziierten Unternehmen getragen.

Bis 2050 soll in den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens im großen Stil Strom aus Wind und vor allem Sonne erzeugt werden, der nach Europa geleitet wird. Geplant sind Investitionen in den nächsten Jahrzehnten von rund 400 Milliarden Euro. Ende Oktober treffen sich die Unternehmen, Forscher und Partner zu ihrem ersten Desertec-Jahreskongress in Barcelona.

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