Wendelin Wiedeking:Der Mohr kann gehen

Porsche-Chef Wiedeking steht auf dem Abstellgleis. Doch der große Verlierer in der Tragödie um Porsche und Volkswagen ist ein anderer.

Heribert Prantl

Der Wendelin hat seine Schuldigkeit getan, der Wiedeking kann gehen. Der rabaukige Porsche-Manager hat jahrelang für sich, die Porsches und Herrn Piëch ungeheuer viel Geld verdient, und niemand hat danach gefragt, wie riskant die finanzakrobatischen Geschäfte waren, mit denen er und sein Finanzvorstand Holger Härter jongliert haben.

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking (rechts, im Foto mit Wolfgang Porsche) hat im fusionierten Konzern aus Porsche und Volkswagen wohl keine Zukunft mehr. (Foto: Foto: dpa)

Nachdem sich nun die Risiken realisiert haben, Porsche vor einem Schuldenberg und seiner Eingliederung in den VW-Konzern steht, mutiert der Manager zum Mohren - der nun, im dritten Akt des Trauerspiels, abzutreten hat. Mitleid muß man nicht haben. Der Mann hat gespielt, er hat viel gewonnen; zuletzt hat er gegen die Porsche-Familienbande verloren.

Wiedeking wird abgeschmolzen

Bei der Verschmelzung von VW und Porsche wird Wiedeking abgeschmolzen, die Konzernzentrale wird nicht in Stuttgart, sondern in Wolfsburg/Hannover stehen, und Wiedeking wird sagen, dass er das nicht mitmacht. Dann braucht man ihn nicht zu kündigen, und Porsche wird, ohne Wiedeking, eine von zehn Marken des Konzerns sein wie Audi, Skoda, Seat. Audi zeigt, dass das kein Schaden für Umsatz, Image, Arbeitsplätze sein muss.

Wiedeking ist der kleine Verlierer; der große Verlierer ist Ministerpräsident Oettinger. Ein Aushängeschild seines Landes Baden-Württemberg wird nun umgehängt; es hängt künftig beim Niedersachsen Christian Wulff, und der künftige Steuersegen wird weniger das Schwabenland denn Niedersachsen segnen.

Wiedekings gescheiterte Finanzverschwörung wider VW hat Wulff, der die Beteiligung des Landes am VW-Konzern verwaltet, eine Trumpfkarte in die Hand gegeben. Er kann sich nun als gewiefter Industriepolitiker profilieren. Oettinger hingegen fehlt viel - vor allem Fortune.

© SZ vom 11.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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