Vermisster Geschäftsführer:Bruder von Karl-Erivan Haub wird alleiniger Tengelmann-Chef

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Christian Haub im Jahr 2009 vor einem Tengelmann-Markt in Mülheim an der Ruhr (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Christian Haub übernimmt von seinem bei einer Bergtour in den Schweizer Alpen verschwundenen Bruder die Führung der Einzelhandelskette. Schon seit 2000 führten sie gemeinsam die Geschäfte.

Nach dem Verschwinden des bisherigen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub in den Schweizer Alpen übernimmt Christian Haub mit sofortiger Wirkung die alleinige Geschäftsführung der Einzelhandelskette. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Bereits seit dem Generationswechsel im Jahr 2000 waren die Brüder Co-Chefs des mehr als 150 Jahre alten Familienunternehmens und trafen nach Tengelmann-Angaben alle wesentlichen Entscheidungen gemeinsam.

Seit 7. April wird Karl Erivan Haub vermisst. Der 58-Jährige kehrte von einer Skitour im schweizerisch-italienischen Grenzgebie nicht zurück. Die Suche gestalte sich nach Angaben der italienischen Bergrettung schwierig. Grund seien schlechte Sicht und Lawinengefahr. Ende letzter Woche teilte seine Familie mit, dass es für den "leidenschaftlichen und routinierten Alpinisten" nach sieben Tagen in den "extremklimatischen Bedingungen eines Gletschergebietes" keine Überlebenswahrscheinlichkeit mehr gebe.

Tod von Karl-Erivan Haub "gefährdet nicht den Weiterbestand des Unternehmens"

"Mein Bruder wird nicht nur unserer Familie, sondern auch dem Unternehmen sehr fehlen", betonte der 53-jährige Christian Haub. In den vergangenen Jahren hätten sie intensiv zusammengearbeitet. Der Verlust des 58-Jährigen sei für die Familie eine Tragödie. Aber sie gefährde nicht den Weiterbestand des Unternehmens, betonte er. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, den Konzern durch einen umfassenden Transformationsprozess zu führen. Tengelmann "ist nunmehr grundsolide und zukunftsfähig aufgestellt".

Verschwundener Tengelmann-Chef
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Im Fall des Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub, der bei einer Skitour in den Alpen verschwunden ist, sieht seine Familie keine Überlebenswahrscheinlichkeit mehr.

Christian Haub betonte, wie für seinen Bruder komme auch für ihn ein reines Portfolio-Management nicht in Frage. "Im Herzen sind wir Händler, und wir werden immer unternehmerisch und operativ tätig bleiben. Eine reine Verwaltung von Vermögen und Beteiligungen kann ich mir nicht vorstellen." Das gemeinsame Ziel sei es stets gewesen, das Familienunternehmen in einem guten Zustand an die nächste Generation zu übergeben. "An diesem Ziel halte ich fest, und ich werde alles daran setzen, es zu erreichen", sagt Christian Haub.

Karl-Erivan Haub hat dem Familienimperium Tengelmann in den vergangenen Jahrzehnten seinen Stempel aufgedrückt. Der am 2. März 1960 in Tacoma im US-Bundesstaat Washington geborene Sohn des kürzlich verstorbenen Unternehmers Erivan Haub hatte Ende der 90er-Jahre die Führung übernommen und Tengelmann drastisch umgebaut. Haub nahm harte Einschnitte vor. Schritt für Schritt zog er sich aus dem Lebensmittelhandel - der Basis des Unternehmens - zurück. Den Abschluss bildete Ende 2016 der Verkauf der Supermarktkette Kaiser's-Tengelmann. Stattdessen investierte er in den boomenden Online-Handel.

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