Umbauprogramm von Peter Löscher:Siemens schwört Führungskräfte aufs Sparen ein

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Wer die Konzernbilanz schmälert, stellt ein Problem dar. Und wer ein Problem darstellt, für den wird es ungemütlich. Siemens-Chef Peter Löscher will sich von unprofitablen Sparten trennen - und macht nun intern Druck.

Björn Finke

Löscher drohte in dem Interview an, sich Sparten, deren "Ergebnisbeitrag über längere Zeit unter unseren Ansprüchen bleibt", genau anzuschauen. Eine Dauerbelastung des Konzerns durch diese Bereiche will er verhindern. (Foto: dapd)

Die 600 Manager aus aller Welt erfuhren es direkt, die Masse der Belegschaft aus einem Interview, das Siemens-Chef Peter Löscher der Mitarbeiterzeitung gab und das am Donnerstag herumgeschickt wurde. Der Vorstandsvorsitzende hat seine viel erwartete Rede beim alljährlichen Führungskräftetreffen in Berlin gehalten - und dabei die Grundzüge des Sparprogramms umrissen, mit dem das Münchner Dax-Mitglied auf die unglückliche Kombination sinkender Aufträge und steigender Kosten reagiert.

Die Manager sollen nun die Vorgaben in konkrete Verbesserungsschritte umsetzen, bei der Bilanz-Präsentation am 8. November wird Löscher dann Details und einen Zeitplan vorstellen. Klar ist, dass jenes Unternehmensprogramm - Löscher vermeidet den Begriff Sparpaket - bis 2014 laufen soll. Und klar ist, dass es für Bereiche, bei denen die Geschäfte schlecht gehen, ungemütlich wird.

Löscher drohte in dem Interview an, sich Sparten, deren "Ergebnisbeitrag über längere Zeit unter unseren Ansprüchen bleibt", genau anzuschauen. Eine Dauerbelastung des Konzerns durch diese Bereiche will er verhindern. Sprich: Lässt sich das Problem nicht lösen, wird Löscher Abnehmer für die Abteilungen suchen oder sie schließen.

Zweite Säule des Programms: Die Kosten sollen vor allem in der Produktion und bei den Tüftlern sinken. "Wir müssen günstiger fertigen und wollen dabei zum Beispiel Forschung, Entwicklung und Produktion enger zusammenbringen", sagt der 55-Jährige.

Außerdem will Löscher die teure und zeitraubende Bürokratie bei dem Konzern mit 370.000 Mitarbeitern abbauen: "Es geht dabei auch ganz konkret um weniger zentrale Vorgaben und weniger Rundschreiben", erklärt er. Zudem will er in Ländern mit wenig Geschäft den Vertrieb eindampfen. Der Manager klagt auch, Ländergesellschaften und die darüber liegende Ebene, die Regionen zusammenfasst, würden teilweise das Gleiche machen.

Bei den 119.000 Angestellten in Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen nur schwer möglich, ein Beschäftigungspakt verhindert sie weitgehend. Trotzdem fallen bereits in Bereichen Stellen weg, etwa in der Medizintechnik oder beim Geschäft mit Transformatoren. Löscher sagte zu dem Thema nur, wo Probleme seien, könne es bei der Mannschaft Veränderungen geben.

© SZ vom 12.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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