Übernahme der Sparte von Merck:Bayer steigt groß ins Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ein

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Rezeptfreie Medikamente sind unter Pharmafirmen heiß begehrt, die Konzerne erwirtschaften damit viel Geld. Nun will Bayer die Sparte vom US-Konkurrenten Merck für zehn Milliarden Euro übernehmen.

Von Helga Einecke, Frankfurt am Main

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer übernimmt vom amerikanischen Konkurrenten Merck für umgerechnet 10,4 Milliarden Euro die Sparte rezeptfreier Medikamente, zu der Scholls Fußpflege, das Sonnenschutzmittel Coppertone und die Allergiemittel Claritin gehören. Bisher gehören Aspirin, Alka Seltzer und Rennie zu den bekanntesten Marken von Bayer, die frei verkäuflich sind.

Rezeptfreie Medikamente sind unter den Pharmafirmen heiß begehrt. Sie gelten als stabil im Verkauf und sollen die Risiken im klassischen Pharmageschäft ausgleichen helfen. Es handelt sich bei Bayer um die größte Übernahme seit Schering, für die damals 17 Milliarden Euro gezahlt wurden. "Die Akquisition ist ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg zur angestrebten globalen Marktführerschaft im attraktiven Geschäft mit rezeptfreien Mitteln", sagte Bayer-Chef Marijn Dekkers. Weltweit rückt Bayer zur Nummer zwei in dieser Sparte auf.

Der Markt ist weltweit stark zersplittert. Vor kurzem hat der Schweizer Pharmakonzern Novartis angekündigt, zusammen mit dem britischen Konkurrenten Glaxo Smith ein Gemeinschaftsunternehmen für rezeptfreie Mittel zu gründen. Bayer und Merck zusammen kommen auf einen jährlichen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro bei den rezeptfreien Mitteln.

Bayer will den Kauf mit einer Brückenkredit mehrerer Banken finanzieren, später Anleihen am Kapitalmarkt platzieren. Bayer erzielte 2013 einen Umsatz von 40,2 Milliarden Euro, beschäftigt weltweit 113 200 Mitarbeiter. In der gesamten weltweiten Pharmabranche rollt derzeit eine große Übernahmewelle. Der US-Konzern Pfizer hat für den britisch-schwedischen Konkurrenten Astra Zeneca einen Preis von mehr als 100 Milliarden Dollar geboten, was vom Management bisher abgelehnt wurde.

Auch Novartis und andere Arzneimittelhersteller bauen kräftig um. Das liegt zum Teil daran, dass die Patente für Medikamente ablaufen, die bisher den Pharmaherstellern hohe Preise sicherten. Nach Patentablauf dürfen die Wirkstoffe kopiert werden, und verlieren als Gewinnbringer ihren Wert. Bayer hat es jedoch in den vergangenen Jahren geschafft, seine Pipeline mit neuen Wirkstoffen aufzufüllen und sich so auch auf dem Feld von rezeptpflichtigen Wirkstoffen eine gute Basis für die Zukunft zu schaffen. Ohne Wachstum durch Zukäufe, so die Überlegung, wird auch Bayer künftig international nicht mithalten können.

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