Twitter-Börsengang:Reich durch Zwitschern

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Der Börsengang von Twitter rückt immer näher (Foto: dpa)

Unter den Internetunternehmen ist Twitter einer der schillerndsten Anwärter für einen Börsengang. Dabei stellt sich eine Frage: Geht es jetzt um Ökonomie oder eher um Psychologie?

Von Varinia Bernau

Es ist nur eine Frage der Zeit: Noch in dieser Woche könnte der Kurznachrichtendienst Twitter Details zum geplanten Börsengang bekannt geben. Wahrscheinlich wagt sich das Unternehmen Ende November aufs Parkett. Wie viele Anteile es verkauft und zu welchem Preis, was in der Bilanz steht und wo das Geschäft der Zukunft liegen könnte - all dies ist noch unklar.

Denn Twitter macht sich eine neue Regelung des Börsenrechts zunutze: Der Prospekt mit allen Details bleibt so lange unter Verschluss, bis ein Datum für den Börsengang feststeht. Der Zeitpunkt ist jedenfalls gut gewählt: Die freundliche Stimmung an den Börsen lockt derzeit viele Unternehmen aufs Parkett.

Unter den Internetunternehmen ist Twitter einer der schillerndsten Anwärter für einen Börsengang - nicht zuletzt wegen der illustren Runde der Investoren. Dazu zählen der britische Unternehmer Richard Branson, der Schauspieler Ashton Kutcher und der saudische Prinz Al-Walid bin Talal bin Abdulaziz al Saud. Wieder einmal stellt sich nun die Frage, ob es dabei eher um Ökonomie oder um Psychologie geht. Denn an der Börse wird immer auch mit Hoffnung gehandelt. Manchmal, wie etwa um die Jahrtausendwende, geht das schief: Kleine Buden köderten damals mit windigen Business-Plänen Anleger. Als die Blase platzte, war der Jammer groß.

Die Milliarden purzeln schnell

Manchmal aber, wie beim Börsengang von Facebook vor etwas mehr als einem Jahr, sieht es erst so aus, als ob die Sache schief geht - und dann geht sie doch auf. In den ersten Monaten büßte das Papier die Hälfte seines Werts ein. Dann ging es aufwärts; an einem einzigen Tag im vergangenen Juli sprang der Wert des Unternehmens von 64 auf 83 Milliarden Dollar. Zuvor hatte Firmengründer Mark Zuckerberg gut gelaunt erklärt, dass Facebook es mittlerweile verstanden habe, auch mit Anzeigen auf Smartphones Geld zu verdienen - und nicht nur auf großen Bildschirmen. Mittlerweile ist Facebook sogar etwa 124 Milliarden Dollar wert.

Auch Twitter macht sein Geld mit Werbung, eingestreut in den Nachrichtenstrom. Der Umsatz soll Schätzungen zufolge im kommenden Jahr die Marke von einer Milliarde Dollar knacken. Auch Gewinn hat das Unternehmen nach unbestätigten Berichten schon geschrieben. Ein guter Teil davon kommt über Twitter-Apps auf Smartphones und Tablets in die Kasse - etwas, was Facebook zunächst nicht gelungen war. Erst kürzlich hat sich Twitter zudem einen Spezialisten für Werbung in mobilen Apps geschnappt.

Der Wert des gerade einmal sieben Jahre jungen Nachrichtendienstes Twitter wird auf 10 bis 15 Milliarden Dollar geschätzt. Vielleicht ist das zu optimistisch, vielleicht auch nicht. In der Welt des Internets purzeln die Milliarden schnell.

© SZ vom 01.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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