Tesla:Musk legt sich mit den Tesla-Kritikern an

Lesezeit: 3 min

Keine Lust auf "langweilige" Fragen: Tesla-Chef Elon Musk. (Foto: AFP)
  • Tesla meldet im ersten Quartal einen Rekordverlust, Investoren sind zunehmend skeptisch, ob der Elektroautohersteller seine Versprechen einhält.
  • Auf kritische Fragen reagiert Gründer Elon Musk bei einem Telefongespräch mit Analysten ziemlich genervt. Die Aktie verliert daraufhin deutlich an Wert.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Nein, dröge ist dieser Mann ganz und gar nicht. Vielmehr gehört Tesla-Gründer Elon Musk zu den interessantensten und unterhaltsamsten Unternehmern auf dem Planeten. Er schießt mit der Space-X-Rakete Falcon Heavy einen roten Tesla-Roadster ins All, verkauft Flammenwerfer und verkündet nebenbei, an der Entwicklung eines Roboterdrachen zu arbeiten. Wer das Leben des in Südafrika geborenen Milliardärs verfolgt, der kann freitagabends vor dem Einschlafen durchaus denken: Was habe ich diese Woche eigentlich so gemacht?

Am Mittwoch musste Musk sich allerdings mit einer Sache beschäftigen, die nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Sein E-Auto-Hersteller Tesla musste Zahlen präsentieren für das erste Quartal des Jahres. Die Bilanz fiel gemischt aus. Der Umsatz ist zwar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26 Prozent auf 3,41 Milliarden Dollar gestiegen, allerdings haben sich die Verluste mehr als verdoppelt. Rund 710 Millionen Dollar betrug das Minus im ersten Quartal, ein Rekordverlust.

Dass Musk nicht nur Weltraumvisionär und Roboterdrachenentwickler ist, sondern auch ein begnadeter Geldverbrenner, ist längst kein Geheimnis mehr. Zahlreiche Experten halten Tesla für hoffnungslos überbewertet und warnen vor einem gewaltigen Absturz. Jim Chanos, der als Gründer der Investmentfirma Kynikos Associates mit Vorliebe auf sinkende Aktienkurse wettet, sagt: "Ich glaube, dass Elon Musk den Rubikon überschritten hat - er verspricht den Investoren andauernd etwas und muss dann zurückrudern." Vor nicht einmal einem Jahr habe Musk etwa angekündigt, im Dezember 2017 rund 20 000 Fahrzeuge der Variante Model 3 produzieren zu wollen. Derzeit schafft Tesla nur etwas mehr als 2000 Autos in der Woche. "Er führt die Investoren in die Irre", sagt Chanos.

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So was hört Musk freilich überhaupt nicht gerne, er will gepriesen werden als Weltverbesserer und Universumretter. Als ihn die Analysten bei einem Telefonat am Mittwoch mal wieder auf all die lästigen Zahlen ansprechen, reagiert Musk gereizt. Er bezeichnet die Fragen als "nicht cool", als "langweilig" oder "dröge". Er sagt: "Das macht mich fertig, schalten wir lieber rüber zu Youtube." Dann darf der 25 Jahre alte Gail Russell, selbsternannter "Finanznerd" aus New York, Tesla-Anteilseigner und Betreiber des Youtube-Kanals Hyper Change ein paar brave Fragen stellen, die Musk freilich viel interessanter findet als das Genöle der Analysten.

Wer nicht völlig begeistert ist von Musks Visionen, der ist in seinen Augen (und in den Augen vieler seiner Fans) ein bornierter Ignorant, der das Gesamtkonzept nicht kapiert hat. Während des Telefonats nennt er etwa Berichte über die Risiken autonomer Fahrzeuge "fundamental irreführend", "unverschämt" und "unverantwortlich".

Autos bauen ist komplizierter als gedacht, sagt Musk

Ja, Musk ist ein außergewöhnlich interessanter und unterhaltsamer Unternehmer. Mit Kritik kann er allerdings nicht besonders gut umgehen. Lieber verbreitet er positive Nachrichten über sich selbst. Am Mittwoch teilte er via Twitter einen Bericht des Technologie-Portals Techcrunch. Den Text mit der Überschrift "Tesla übertrifft die Erwartungen" kommentierte er mit den Worten "La La La".

Mittlerweile gesteht Musk allerdings ein, dass die Produktion eines Fahrzeugs komplizierter ist als gedacht. Er habe den Automatisierungsprozess überschätzt, sagt er in Bezug auf die Probleme beim Model 3. "Es ist unglaublich schwierig, die Maschine zum Laufen zu bringen, sie hat praktisch Staub aufgewirbelt - menschliche Hände sind viel besser geeignet", sagt er. Allerdings glaubt Musk, dass sein Unternehmen die Sache schnell in den Griff kriegen wird. "Ich glaube, dass wir unser Wissen über die Fahrzeug-Produktion dramatisch ausbauen, exponentiell sogar. Wir sind auf einem guten Weg, die Produktion von Model 3 zu erhöhen und zu stabilisieren." Im zweiten Halbjahr könne Tesla sogar profitabel sein.

Das Problem nur: Das Unternehmen erreicht so selten die verkündeten Ziele, dass manche Investoren die Aussagen von Musk mittlerweile, nun ja, nicht mehr cool finden. Nachdem Musk die kritischen Fragen zu den Tesla-Finanzen beiseitegefegt hatte, verlor die Aktie bis zu fünf Prozent an Wert. Mittlerweile sind die Papiere etwa 20 Prozent weniger wert als noch im vergangenen Herbst. Musk lässt sich davon allerdings nicht irritieren, zumindest nicht nach außen hin. "Wer Bedenken hat wegen der Unbeständigkeit des Kurses", sagt er am Mittwoch, "der sollte definitiv keine Tesla-Aktien kaufen."

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