Telekom:Babysitter? Kommt sofort!

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"Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat nicht immer etwas mit Kindern zu tun": Carina Appelhans. (Foto: privat)

Carina Appelhans ist die erste Familienmanagerin der Telekom. Sie hilft Mitarbeitern bei alltäglichen Problemen. Dahinter steckt auch ein wirtschaftliches Kalkül.

Von Varinia Bernau

All die kleinen Hürden, die sich im Alltag aneinanderreihen, kennt Carina Appelhans, 42, selbst - und auch die Erschöpfung, die sich bei diesem Hürdenlauf irgendwann einstellt: Sie pendelt täglich eineinhalb Stunden, vom Ammersee ins Büro nach München. Sie hat zwei Söhne im Grundschulalter. Und sie hat einen Mann, der in seinem Beruf ebenfalls einiges leistet. "Ich weiß, wie man im Alltag jonglieren muss, wenn zwei Menschen gerne eine Familie, aber ebenso gerne einen spannenden Job haben wollen", sagt Appelhans.

Kindergartenplatz für jeden

Dass Appelhans den Hürdenlauf meistert, liegt auch daran, dass ihr Arbeitgeber, die Deutsche Telekom, ihr dabei hilft: Der Konzern stellt seinen 4000 Mitarbeitern in München einen Kindergarten zur Verfügung, in dem jeder, der einen Platz braucht, auch einen bekommt.

Das ist in der Stadt alles andere als selbstverständlich. Wer kurzfristig zu einem Abendtermin muss, dem besorgt und bezahlt der Konzern einen Babysitter. Wer sich auf einen Pflegefall in der Familie vorbereitet, dem wird mit Seminaren geholfen. Das Unternehmen kommt Berufseinsteigern entgegen, indem es auch eine Ausbildung in Teilzeit anbietet - und den gestandenen Managern, indem es die Suche nach einem Kollegen unterstützt, mit dem man sich auch anspruchsvolle Arbeiten teilen kann.

Die meisten der etwa 130 000 Mitarbeiter, die die Telekom in Deutschland beschäftigt, sind zwar an feste Dienste gebunden, sei es im Shop oder bei der Pflege der Technik. Allen anderen aber ermöglicht der Konzern, wo es geht, auch das Arbeiten unterwegs.

Viele Männer suchen Rat

Nun sorgt Appelhans, seit 13 Jahren für Personalfragen in verschiedenen Bereichen des Konzerns tätig, dafür, dass möglichst viele ihrer Kollegen von all den Angeboten erfahren und diese besser an den Bedürfnissen ausgerichtet werden. Zunächst in München; wenn's gut läuft, auch anderswo. Sie ist die erste offizielle Familienmanagerin der Telekom. Ein Jahr lang sammelt sie Erfahrungen. Dann wird, wie in einem Konzern üblich, Bilanz gezogen. Appelhans ist studierte Juristin. Bei verschiedenen Umbauten bei der Telekom hat sie Mitarbeiter aber auch beraten, einen neuen Arbeitsplatz anderswo im Konzern zu finden. Da hat sie das nötige Fingerspitzengefühl für persönliche Gespräche her.

Appelhans war überrascht, dass immerhin die Hälfte derer, die ihren Rat suchen, Männer sind. "Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat nicht immer etwas mit Kindern zu tun", betont sie. Allerdings merkt sie auch, dass gerade die Pflege noch mit mehr Tabus besetzt ist. Für kranke Kinder hat jeder Verständnis, für kranke Eltern nicht unbedingt. Zumeist aus Unkenntnis, mitunter auch aus Scham. "Oft kommen Mitarbeiter, die mobil arbeiten wollen - und im Laufe des Gespräch zeigt sich, dass sie einen Pflegefall zu Hause haben und ganz andere Unterstützung brauchen."

So hat Appelhans etwa einer Kollegin eine Pflegerin vermittelt, damit diese mal wieder zwei Wochen in den Urlaub fahren konnte - und wirklich erholt zurückkam. Denn natürlich ist Appelhans' neuer Job nicht nur ein gesellschaftliches Statement, sondern wirtschaftliches Kalkül des Konzerns: Es gehe auch darum, die Fehlzeiten der Mitarbeiter zu senken, dafür zu sorgen, dass sie gute Leistung erbringen können. Und darum, dass die Mitarbeiter an Bord bleiben, auch mal Bekannten mit Begeisterung von ihrem Arbeitgeber erzählen. Das wird wichtiger: Denn Bewerber sind längst keine Bittsteller mehr.

Appelhans selbst hat durch die Vermittlung des Unternehmens eine Haushaltshilfe gefunden. "Ich möchte mein Wochenende für meine Familie und zur Erholung nutzen - und nicht um das Haus zu putzen." Es ist eine Hürde weniger, die sie so im Alltag nehmen muss.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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