Tarifstreit:Bahn gibt GDL nach

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  • Die Deutsche Bahn hat die Gewerkschaften GDL und EVG zu parallelen Tarifverhandlungen nach Frankfurt (Main) eingeladen.
  • Das Unternehmen erklärte sich damit mit der GDL-Forderung einverstanden.
  • Die EVG will an den Gesprächen teilnehmen, stellt aber Bedingungen.
  • GDL-Chef Weselsky beklagt in einem Zeitungsinterview eine "Pogromstimmung" gegen die Gewerkschaft.

Bahn lädt GDL und EVG zu parallelen Tarifverhandlungen ein

Die Deutsche Bahn ist nun doch bereit, mit den Gewerkschaften EVG und GDL ohne Vorbedingungen zu verhandeln - und hat beide Arbeitnehmervertretungen zu parallelen Tarifverhandlungen am 21. November nach Frankfurt (Main) eingeladen.

Damit erkläre sich das Unternehmen mit der GDL-Forderung einverstanden, Tarifverhandlungen mit mehreren Gewerkschaften am gleichen Ort zur gleichen Zeit mit dem selben Arbeitgeber zu führen, teilte die Bahn am Dienstag mit.

Ein solches Verfahren war zwischen Bahn und GDL bereits vor dem Lokführerstreik der vergangenen Woche besprochen worden. Es scheiterte aber daran, dass die Bahn auf Regelungen für den Fall bestand, dass sie sich nur mit der EVG einigen würde, aber nicht mit der GDL. Diese Bedingung hat die Bahn nun fallen lassen.

Bewährte Verhandlungsform

Im öffentlichen Dienst habe sich diese Verhandlungsform bewährt und zu einvernehmlichen Ergebnissen geführt, erklärte die Bahn. Man wolle weiterhin verschiedene Regelungen für eine Berufsgruppe vermeiden. Dem diene das vorgeschlagene Verfahren.

Die GDL will für das gesamte Zugpersonal verhandeln, nicht nur für die Lokführer. Für Zugbegleiter verhandelt aber schon die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Über diesen Punkt waren die Verhandlungen mit der GDL bislang nie hinausgekommen.

Die Gewerkschaft der Lokführer bestätigte am Dienstag den Eingang der Einladung. Sie werde nun vom Vorstand geprüft, voraussichtlich am Mittwoch werde es eine Reaktion darauf geben, sagte eine Sprecherin.

EVG stellt Bedingungen

Die EVG zeigte sich zur Teilnahme an dem Gespräch bereit. Sie knüpfte daran allerdings die Bedingung, das Thema müsse ein einheitlicher Tarifvertrag sein. "Wir erwarten, dass alle Parteien dort eine verbindliche Erklärung zur Vermeidung von Tarifkonkurrenz abgeben", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner. Die EVG lehne alle Regelungen ab, die eine Spaltung der Beschäftigten in den Betrieben oder Unternehmen förderten. Sie sei bereit, "dafür auch zu kämpfen".

GDL-Chef Weselsky hatte zuvor seine Kompromissbereitschaft bekräftigt - wenn auch nicht im zentralen Streitpunkt des Verhandlungsmandats. "Wenn wir für alle unsere Mitglieder verhandeln, sind Kompromisse nicht nur möglich, sondern definitiv erreichbar", sagte er der Passauer Neuen Presse (Dienstag). "Wenn wir über die Inhalte sprechen, also über Arbeitszeitreduzierung und Entgelterhöhung, können wir das in einer angemessenen Zeit leisten."

Weselsky beklagt "Pogromstimmung" gegen die GDL

In einem Interview mit dem Kölner Express sorgte Weselsky mit einem drastischen Vergleich für Aufsehen. Darin beklagte er die öffentliche Diskussion und sprach von einer "Pogromstimmung" gegen die GDL. "In der Öffentlichkeit wurde gezielt von interessierter Seite eine Pogromstimmung gegen die GDL und ihre Mitglieder erzeugt", sagte er. "Ich wusste zuvor, dass dies eine harte Auseinandersetzung wird." Das Ausmaß der Angriffe habe er jedoch nicht erahnt. Im August hatte der GDL-Chef mit einem Behinderten-Vergleich für Empörung gesorgt.

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