Steueroase:Liechtenstein will Straffreiheit für Steuerhinterzieher

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Könnte die kleine Steueroase Liechtenstein bald Informationen an die Finanzämter in anderen Ländern weitergeben? Immerhin will das Land nun darüber sprechen - aber nur, wenn den Bankkunden keine Strafe droht.

Die EU-Finanzminister sprechen sich gerade ab, wie sie mit Steueroasen außerhalb der Europäischen Union wie Liechtenstein, Monaco und San Marino umgehen wollen. Der Regierungschef des kleinen Alpenlandes Liechtenstein hat nun in einem Interview klargemacht: Gespräche könne es geben - aber nur, wenn die Bankkunden straffrei bleiben.

Den internationalen Druck, automatisch Informationen an die heimischen Finanzämter ausländischer Bankkunden weiterzugeben, spürt auch Liechtenstein: "Der Trend geht klar in Richtung eines automatischen Informationsaustausches", sagte Regierungschef Adrian Hasler dem Handelsblatt. Luxemburg habe sich dazu bereiterklärt, Österreich sei verhandlungsbereit.

Sollte Liechtenstein mitmachen, möchte das Land aber, dass die Steuersünder eine Amnestie bekommen. "Eine aus unserer Sicht wichtige Frage ist, wie unseren Kunden eine Brücke in die Steuerehrlichkeit gebaut werden kann", formulierte Hasler. Das gehe entweder über eine pauschale Abgabe, wie sie auch das gescheiterte deutsch-schweizerische Steuerabkommen vorsah. Oder über ein sogenanntes Offenlegungsmodell. Dabei zeige sich der Liechtensteiner Kunde selbst an und bekomme "eine vergünstigte Nachversteuerung, ohne Strafen zu riskieren", so der Regierungschef. "Wir wären sehr dafür, dieses Modell in ganz Europa einzuführen."

Den europäischen Staaten entgehen jährlich eine Billion Euro durch Steuervermeidung und Steuerflucht. Anfang Mai hatte der europäische Finanzkommissar Algirdas Šemeta angekündigt, einen Reformvorschlag zu erarbeiten, wonach viel mehr Kontodaten automatisch ausgetauscht werden.

Darüber hinaus werden die Euro-Finanzminister bei einem Treffen an diesem Montag in Brüssel über die Bankenkrise in Slowenien beraten. Finanzminister Uroš Čufer wird laut Diplomaten das jüngste Sparprogramm seines Landes vorstellen. Slowenien leidet an maroden Banken, will aber nicht unter den europäischen Rettungsschirm ESM schlüpfen. Ein weiteres Thema ist Griechenland. Die Euro-Gruppe wird die nächte Kredittranche in Höhe von 7,5 Milliarden Euro freigeben.

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