Einfacher hätte es Elon Musk nicht haben können. Lange hat der Internet-Milliardär darum gerungen, dass man ihn und sein Weltraum-Unternehmen SpaceX ernst nimmt. Seine Falcon-Rakete sollte unbedingt einen Militärsatelliten ins All schießen, es wäre ein wichtiges Zeichen, dass er dazu gehört zur Weltraum-Elite. Als er geschafft hatte, zumindest eine Lizenz für solche sicherheitsrelevanten Raketenstarts zu bekommen, galt das als riesiger Erfolg. Jetzt ist Musk plötzlich am Ziel - und alles ging ganz einfach.
Einziger Bewerber für den Auftrag
SpaceX dürfte einen lukrativen Weltall-Auftrag der US-Air Force quasi automatisch bekommen. Denn der einzige Konkurrent hat schon aufgegeben, bevor es zum Showdown kam. Die United Launch Alliance (ULA) hat ein Jahrzehnt lang fast alle Satelliten für das US-Militär und die Geheimdienste ins All geschossen. Doch jetzt, als der Konzern zum ersten Mal einen Wettbewerber hatte, bewarb er sich nicht einmal. Die Ausschreibung endete am Montag. Andere Unternehmen mit Lizenz gibt es nicht. Der Neuling SpaceX gewinnt also gegen den Monopolisten von einst.
Explosion der Space-X-Rakete:Am Rande der Leistungsfähigkeit
Zum dritten Mal ist der Versuch gescheitert, die Internationale Raumstation mit Fracht zu beliefern. Ist das Nasa-Konzept der Privatisierung zukunftsfähig?
ULA ist ein 2006 gegründetes Gemeinschaftsunternehmen von Lockheed Martin und Boeing. Es startet seine Rakete namens Atlas V mit dem russischen Triebwerk RD-180. Und genau da liegt das Problem: Nach dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts hat der US-Kongress entschieden, dass ab 2019 keine russischen Triebwerke für sicherheitsrelevante Starts mehr verwendet werden dürfen, die Zahl soll bis dahin Jahr für Jahr sinken. Im diesjährigen Haushaltsplan sind noch vier RD-180 für Militärprojekte der ULA vorgesehen, allerdings ist das Gesetz noch nicht verabschiedet. Die Antriebe waren damit für das Unternehmen nicht verfügbar, Alternativen lassen sich nicht leicht beschaffen. Im März will die Air Force offiziell verkünden, wer den Auftrag für den Raketenstart bekommt.
Signal an junge Firmen, die ins All drängen
Es ist ein großer Schritt für den erfolgsverwöhnten Gründer Elon Musk. Der 44-Jährige ist mit dem Internet-Bezahldienst Paypal zum Milliardär geworden und hat danach den Elektroautobauer Tesla und SpaceX gegründet. Es ist aber auch ein Erfolg für eine ganze Gruppe junger Weltraum-Start-ups. Seit der Kongress der Nasa die Mittel kürzt, gibt es eine Vielzahl neuer Firmen, die ins Weltall drängen, um die Menschheit mit Internet per Satellit zu versorgen, Touristen ins All zu schicken, Rohstoffe auf dem Mond abzubauen oder Weltraumschrott zu entsorgen. SpaceX war die erste private Firma, die Fracht zur Internationalen Raumstation ISS bringen durfte. Und Blue Origin, die Weltall-Firma von Amazon-Chef Jeff Bezos, arbeitet an einem amerikanischen Antrieb für eine neue ULA-Rakete. Die alten Unternehmen, die einst gut von den dicken Aufträgen der Nasa lebten, müssen nun gegen die ehrgeizigen Startups antreten.
Die ULA hatte neben den fehlenden Triebwerken aus Russland noch ein paar andere Gründe, kein Angebot gegen SpaceX abzugeben. Zum einen fehlt dem Unternehmen ein Buchhaltungssystem, mit dem es beweisen kann, dass der neue Satellitenstart nicht von anderen Regierungsaufträgen zum Teil querfinanziert wird. Zum anderen hat sich die Air Force in der Ausschreibung verpflichtet, dem billigsten der technisch akzeptablen Bieter den Zuschlag zu geben. Kriterien wie Zuverlässigkeit und Erfahrung, mit denen ULA zu punkten hoffte, zählten nicht. Und beim Preis kann der Ex-Monopolist mit SpaceX nicht mithalten: Im Schnitt kostet ein ULA-Raketenstart 225 Millionen Dollar. SpaceX schickt die Falcon 9 schon ab 61,2 Millionen Dollar ins All.