Servicegesellschaft von Primondo:Im Strudel von Arcandor

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Fällt ein Stein, fällt auch bald der nächste: Die Insolvenz von Arcandor zieht auch die Service-Sparte von Primondo in den Abgrund.

U. Ritzer und S. Weber

Nach der Anmeldung der Insolvenz am vergangenen Dienstag benötigt der Essener Handels- und Touristikkonzern dringend Liquidität, um den Geschäftsbetrieb weiter aufrechtzuerhalten. Zudem wird es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereits in den nächsten Tagen eine Reihe von Folgeinsolvenzen geben.

Die Arcandor-Insolvenz zieht auch die Primondo-Servicesparte nach unten. (Foto: Foto: dpa)

Damit wird sich die Zahl der von der Arcandor-Insolvenz betroffenen Mitarbeiter (bisher 43 000) um mehrere tausend erhöhen. Bislang sind in der Arcandor-Sparte Primondo lediglich die Primondo GmbH (eine gemessen an der Zahl der Mitarbeiter relativ kleine Dachgesellschaft) sowie das Versandhaus Quelle und der Online-Fachmarkt MyBy von der Insolvenz betroffen.

Ihnen soll womöglich schon an diesem Dienstag die komplette Service-Gruppe von Primondo folgen, die allein 6000 Beschäftigte zählt. Zu ihr gehört eine Fülle von Tochtergesellschaften wie Kundenzentren und Logistikbereiche. Auch für Profectis, ein auf technischen Kundendienst spezialisiertes Unternehmen, sowie "Foto Quelle" sind Insidern zufolge "die Insolvenzanträge vorbereitet und müssen nur noch bei den Gerichten eingereicht werden."

Geld ist knapp

Weiterhin nicht von Insolvenzen betroffen sind der Online-Shop HSE 24, sowie die insgesamt 18 Spezialversender im Primondo-Verbund.

Derzeit ist der Arcandor-Konzern zwar vor Forderungen der Gläubiger geschützt. Und auch für die Zahlung von Löhnen und Gehältern kommt bis Ende August die Bundesanstalt für Arbeit auf. Aber die flüssigen Mittel sind so knapp, dass Arcandor voraussichtlich in dieser Woche einen sogenannten Massekredit beantragen wird. Eine entsprechende Entscheidung werde in Kürze getroffen, sagte am Montag ein Konzernsprecher. Das Ausfallrisiko für die kreditgebenden Banken ist vergleichsweise gering, weil der Massekredit aus der Insolvenzmasse vorrangig vor allen anderen Forderungen bedient wird.

Denkbar ist jedoch auch, dass sich Arcandor zur Absicherung des Massekredits um eine staatliche Bürgschaft bemüht. Voraussichtlich in dieser Woche wird der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg eine erste Einschätzung zur Situation bei Arcandor vorlegen, sagte sein Sprecher. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei bis zum 1. September 2009 zu rechnen.

© SZ vom 16.06.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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