Rohstoffpreise:Gas wird immer billiger - außer für die Kunden

Lesezeit: 1 min

Gaspreise sinken für Kunden oft weniger stark als die Preise an den Rohstoffmärkten. (Foto: Manfred Neubauer)
  • Die Preise für Erdgas sinken seit längerem. Viele Verbraucher profitieren davon aber nicht.
  • Grund sind oft langfristige Verträge der Versorger mit Förderfirmen.

Von Jan Schmidbauer

Schon seit mehr als einem Jahr kennen die Erdgaspreise nur noch eine Richtung: abwärts. So sind auf manchen Terminmärkten, auf denen Versorger langfristig Energie beschaffen, die Preise bis zu einem Drittel niedriger als noch ein Jahr zuvor. Energieversorger können das Gas derzeit also günstiger einkaufen.

Was viele Verbraucher positiv stimmen dürfte, hat in der Praxis leider oft keine Konsequenzen auf der Gasrechnung. "Nur bei einem Drittel der Kunden sind bislang die Preise gesunken", sagt Florian Krüger vom Vergleichsportal Verivox. Laut einer Berechnung des Portals sind die Preise in der Grundversorgung im Schnitt nur minimal günstiger geworden.

Russland
:Ölpreis stürzt ab - und wird für Russland zum Problem

Viele Bürger können sich nur noch die nötigsten Dinge leisten. Das Problem sind aber nicht die Sanktionen.

Analyse von Julian Hans

Wer weniger fürs Heizen ausgeben will, dem bleibt nur, den Anbieter zu wechseln

Haushalte mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden zahlen gerade mal 23 Euro weniger im Jahr. Dabei lässt sich durchaus mehr Geld sparen. Dafür müssen die Verbraucher neue Verträge abschließen oder gleich den Anbieter wechseln. Wer im teuren Grundversorgungstarif steckt - und das ist noch immer jeder Vierte - kann seine Rechnung um bis zu 30 Prozent drücken.

Doch warum geben die Anbieter die sinkenden Preise nicht auch an bestehende Kunden weiter? Die Versorger rechtfertigen das vor allem mit ihrer Einkaufsstrategie. Um sich gegen Preissteigerungen abzusichern, kaufen die meisten Anbieter einen Großteil des Erdgases schon im Voraus ein. Das ist solange gut, wie der Gaspreis steigt. Denn dann kann der Anbieter seinem Kunden über einen längeren Zeitraum den gesicherten Preis garantieren.

Ende der Iran-Sanktionen
:Billiges Öl lässt Autofahrer jubeln - noch

Nach dem Ende der Iran-Sanktionen kostet Sprit noch weniger. Ölkonzerne verschieben deshalb milliardenschwere Projekte. Das wird Folgen haben.

Von Björn Finke und Jan Willmroth

Nun, da die Preise fallen, rächt sich diese Strategie. Denn die Energieversorger sitzen auf den bestellten Energiemengen und profitieren nur bedingt von den sinkenden Kosten. Für die bereits gesicherten Mengen müssen sie den alten und damit teuren Preis zahlen. Und den wollen sie auch an ihre Kunden weitergeben.

Hinzu kommt, dass auf der Rechnung viel mehr steht als nur der Preis für das Erdgas. Etwa die Hälfte der Rechnung machen Steuern, Abgaben und die zuletzt gestiegenen Netzentgelte aus. Diese Kosten sind aber nicht beeinflussbar. Wer weniger fürs Heizen ausgeben will, dem bleibt kaum anderes übrig, als zu einem neuen Anbieter zu wechseln.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: