Reiche in Griechenland:Champagner, so teuer wie ein Monatsgehalt

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Mykonos: Hier feiern Griechenlands Reiche und Schöne ungehemmt weiter.  (Foto: istock)

Die Krise ist weit weg: Griechenlands Reiche prassen ungehemmt, Reeder, Schauspieler und eine Ex-Abgeordnete der sozialistischen Pasok-Partei feiern auf Mykonos gemeinsam eine Party. Für Durchschnittsbürger werden die Sparmaßnahmen dagegen immer drückender.

Von Christiane Schlötzer, Athen

Die Nacht war angenehm mild, der Sternenhimmel über Mykonos spektakulär und der Champagner gut und sehr, sehr teuer. Wenn die Schönen und Reichen feiern, dann ist die griechische Krise nur eine Fata Morgana. Die Party in einem der feinsten Clubs der Kykladen-Insel begann nach Mitternacht und dauerte bis in den Morgen. Der Umsatz soll 400.000 Euro betragen haben - kein Wunder, wenn Schampusflaschen für bis zu 1000 Euro über den Tisch gehen. Die Gäste: Reeder, Modemacher, Schauspieler, eine Ex-Abgeordnete der sozialistischen Pasok-Partei. Alles wie gehabt?

Nicht ganz. "Nach vier Jahren Rezession und sozialem Niedergang gibt es ein gespaltenes Land, ein Teil stirbt und einer amüsiert sich, ungestört und ungerührt", empört sich das Boulevardblatt Proto Thema. In Online-Kommentaren wüten Leser gegen die Prasserei und den Stargast des Abends, den Sänger Antonis Remos. Der hatte gejubelt, die Griechen wüssten eben noch, wie man feiert, und von der Bühne herab auch den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble beleidigt. Remos versuchte am Mittwoch die Wogen zu glätten und erklärte, er habe nur Witze gemacht. Das half wenig. Kommentatoren meinten, Scherze über Schäuble seien nicht angebracht, schließlich erwarte Griechenland von Berlin mehr Geld, als die Partygäste auf Mykonos ließen.

Erst in der vergangenen Woche hatten Griechenlands Reeder Premier Antonis Samaras bei einem Treffen zugestanden, bis 2016 pro Jahr gemeinsam 140 Millionen Euro Steuern zu zahlen - freiwillig. Zuletzt waren es 14 Millionen im Jahr. Laut Verfassung sind sie fürs Kerngeschäft von Abgaben ausgenommen. Dafür sollen sie im Land investieren. Griechische Reeder unterhalten die größte Handelsflotte Europas, die Umsätze liegen im zweistelligen Milliardenbereich.

Steuern für Rentner und Lohnempfänger steigen um 52 Prozent

Während die einen feiern, bangen die anderen. 12.500 Beamte müssen bis September in eine "Arbeitsreserve" versetzt werden, eine Vorstufe zur möglichen Entlassung. So verlangen es die internationalen Geldgeber. Samaras lud seine Minister zur Dringlichkeitssitzung, weil immer noch 5500 Namen auf der Versetzungsliste fehlen. Das Finanzministerium hat zudem gerade mitgeteilt, dass 4,8 Millionen Lohnempfänger und Rentner allein von 2010 bis 2011 eine Erhöhung ihrer Steuerlast um 52 Prozent hinnehmen mussten.

Vor der Party auf Mykonos kamen noch ungebetene Gäste: Steuerprüfer. Angeblich konnten sie nichts Beanstandenswertes finden. Was sie sahen, gefiel ihnen trotzdem nicht. Für ihr Monatsgehalt bekämen sie in dem Club eine teure Flasche Schampus und ein Steak. "Die waren wütend", erzählt ein Insider. 2012 sollte der Club eine Steuerstrafe zahlen - 3000 Euro. Als Medien davon Wind bekamen, setzte ein Athener Gericht die Summe auf vier Millionen Euro herauf.

Erst 700.000 Euro davon soll der Betreiber bisher bezahlt haben, meldete Proto Thema. Der Verleger des Blattes, Viktor Restis, selbst Reeder, hat nun auch Probleme. Er wurde am Dienstag wegen des Verdachts auf Geldwäsche festgenommen. Er sei von "den falschen Anschuldigungen geschockt", ließ er mitteilen. Laut der Athener Staatsanwaltschaft soll der Mann ein "Labyrinth" von 251 Offshore-Firmen errichtet haben.

© SZ vom 25.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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