Herbert Hainer baute vor. Schon vor einigen Tagen ließ der Vorstandschef des Sportartikelherstellers Adidas in einem Interview durchblicken, dass die US-Tochter Reebok bald nicht mehr der Exklusiv-Ausrüster der amerikanischen National Football League (NFL) sein könnte.
Hainer zeigte prophylaktische Gelassenheit und meinte, ein solcher Verlust wäre nicht nur verkraftbar, sondern käme letztlich sogar der neuen Reebok-Strategie zupass. Waren Hainers Worte eine Flucht nach vorn? Oder hatte sich Reebok tatsächlich nur halbherzig um eine Fortsetzung des Engagements in der Profiliga der wichtigsten Sportart in den USA bemüht?
Nun ist Reebok bei der NFL tatsächlich draußen. Und ausgerechnet Nike, der schärfste Rivale des Adidas-Konzerns, ist drin. Ab 2012 wird Nike die 32 Teams in der NFL ausrüsten und entsprechende Lizenzprodukte auch an die vielen Millionen Footballfans verkaufen. Das kostet Nike sicher weit mehr als die 20 Millionen Euro, die Reebok für die NFL seit 2001 jährlich zahlte.
Frischzellenkur ist dringend nötig
Die Meinungen, ob das ein Rückschlag für Reebok und Adidas auf dem weltweit größten Sportartikelmarkt Nordamerika ist, gehen auseinander. Branchenexperten geben zu bedenken, Reebok verliere damit bis zu zwei Drittel seines Textilumsatzes im US-Markt. Ausgerechnet dort also, wo der Adidas-Konzern als Ganzes dem Branchenführer Nike am weitesten hinterherhinkt.
Bei Adidas verweist man hingegen auf die Neuausrichtung der US-Tochter. 2005 hatte man sie für 3,2 Milliarden Euro gekauft. Die Marke brauchte dringend eine Frischzellenkur, die Adidas ihr auch angedeihen ließ. Man positionierte Reebok als Marke für Fitness und Training, die vor allem auf Breitensportler und Frauen zielt. Die NFL sei dafür als Werbeplattform nicht nötig, heißt es. Im zweiten Quartal hatte Reebok den Umsatz in den USA um 30 Prozent gesteigert. Auch, weil man die Billigschiene verlassen hat und teurere Produkte verkauft.