Reden wir über Geld mit Wolf Hoffmann:"Metal ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen"

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(Foto: imago/Future Image)

Wolf Hoffmann und seine Band Accept sind der größte deutsche Metal-Rock-Export. Dem Alkohol hat er mittlerweile abgeschworen.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Als der Wuppertaler Teenager Wolf Hoffmann Mitte der Siebzigerjahre in seine erste Band eintrat, war sich sein Vater sicher, dass der Sohn nun endgültig auf die schiefe Bahn geraten war. Sicher, es gab Mick Jagger und Keith Richards, damals keine 35, die es geschafft hatten, mit Rockmusik Geld zu verdienen. Irgendwann aber, davon war der Herr Papa felsenfest überzeugt, werde es vorbei sein mit "diesem Rolling-Stones-Quatsch" und dann würden die Herren "blöd da stehen". Von seinem Sohn Wolf verlangte er deshalb, etwas Vernünftiges zu lernen und das "Gammler-Dasein" unverzüglich zu beenden.

Heute ist der "Gammler" von damals einer der besten deutschen Gitarristen. Er hat mit seiner Heavy-Metal-Band Accept mehr als 20 Millionen Platten verkauft und tritt auf vier Kontinenten auf, im Januar und Februar auch wieder in Europa. Damals in den Siebzigern, sagt er jetzt im Interview, hielten seine Eltern seine Musik für reinen Krach. "Heute ist das anders: Heute kommen die Kids mit ihren Vätern zum Konzert."

Wer nicht so tief drin steckt in der Szene, hält vermutlich immer noch die Scorpions für den bedeutendsten deutschen Metal-Export. Für die meisten Kenner aber sind nicht die Rocker aus Hannover die Nummer eins, sondern die Solinger Konkurrenten von Accept. Vor allem in Südamerika, den USA und Japan wird die Band teils hymnisch verehrt. Branchenriesen wie Metallica und Iron Maiden geben zu Protokoll, Accept habe ihre Musik maßgeblich beeinflusst.

Nie ein typischer Vertreter von Sex and Drugs and Rock'n Roll

Zum Gespräch im Restaurant "Fido" im Uni-Viertel seiner Wahlheimat Nashville erscheint Hoffmann in Kapuzenpulli, Jeans und schwarzer Lederjacke. Mit dem seit Jahren kahl geschorenen Schädel wirkt er deutlich jünger als 58 Jahre, was auch daran liegen mag, dass er nie ein typischer Vertreter von Sex and Drugs and Rock'n Roll war. "Party die ganze Nacht und den Tag verpennen? Nee, nee, ich war immer schon eher Frühaufsteher", sagt er. "Und den Alkohol, der das früher manchmal verhindert hat, habe ich auch komplett aufgegeben." Schließlich werde mit zunehmendem Alter "der Kater schlimmer."

Dass er von der Musik einmal würde leben können, davon träumte Hoffmann nach eigenem Bekunden schon als kleiner Junge. Mit Zähigkeit und Hartnäckigkeit schaffte er es tatsächlich von Wuppertal nach Nashville. Seit zweieinhalb Jahrzehnten schon lebt er mit seiner Frau Gaby, die die Band seit mehr als 35 Jahren managt, in der heimlichen Musik-Hauptstadt der USA - wenn ihm auch die vielen Rock-Kollegen, die es ihm nachtaten, heute auf die Nerven gehen, weil sie die Straßen der Stadt verstopfen. "Die stehen jetzt alle da rum mit ihren Scheiß-Limousinen", so Hoffmann mit einem Grinsen.

Im SZ-Interview verrät der Metal-Musiker, warum er früher im Proberaum staubsaugte, weshalb seine Band einmal "aus Dummheit" unter Faschismus-Verdacht geriet und wer aus der Riege der Star-Komponisten Beethoven, Bach, Mozart und Prokofjew der wahre Schwermetaller ist.

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