Personalquerelen:Siemens-Chef Löscher lenkt ein

Peter Loescher

Will nun doch eine "einvernehmliche Trennung": Siemens scheidender Chef Peter Löscher.

(Foto: AP)

Er hat Insidern zufolge ein Einsehen gehabt: Siemens-Vorstandschef Löscher will seine Ablösung nun doch akzeptieren. Die Personal-Debatten in dem Konzern sind damit aber nicht beendet.

Von Caspar Busse und Klaus Ott

Siemens-Vorstandschef Peter Löscher wehrt sich nach Angaben aus Konzernkreisen nicht länger gegen seine Ablösung. Über eine "einvernehmliche Trennung" werde bereits verhandelt, hieß es am Montag. Das würde dem Aufsichtsrat die für den Mittwoch vorgesehene Abwahl Löschers ersparen, dem schwere Fehler und Versäumnisse angelastet werden. Eine solche Abwahl wäre ein äußerst ungewöhnliches Vorgehen und könnte neue Turbulenzen auslösen.

Noch am Wochenende war Löscher Konzernkreisen zufolge entschlossen gewesen, um seinen Job zu kämpfen und allenfalls dann zu gehen, wenn auch Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sein Amt niederlegen würde.

Löscher dementierte am Montag ein derartiges Junktim. Er erklärte "ausdrücklich", dass es ihm jetzt "ausschließlich" um das Wohl von Siemens und den 370.000 Beschäftigten gehe. Der Streit um den geplanten Führungswechsel, diverse Pannen im Unternehmen, schlechte Zahlen und fehlende Konzepte für die künftige Ausrichtung des Konzerns verunsichern Belegschaft und Aktionäre. Finanzvorstand Josef Kaeser soll am Mittwoch zum neuen Konzernchef gewählt werden.

Wegen der Krise bei Siemens sorgt sich nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel um den drittgrößten Industriekonzern im Lande. Aus Sicht der Kanzlerin sei Siemens ein Flaggschiff der deutschen Wirtschaft, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter am Montag in Berlin. "Deshalb ist es wichtig, dass dieses Weltunternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser gerät." Ob das gelingt, hängt stark von der Art und Weise des Führungswechsels ab.

Aktionäre wollen auch Cromme gehen sehen

Der Aufsichtsrat hatte am Wochenende nach langen Beratungen über Löscher vorsorglich einen Beschluss über dessen "vorzeitiges Ausscheiden" auf die Tagesordnung der Sitzung am Mittwoch gesetzt. Allein schon dieser Schritt ließ auf eine verfahrende Lage bei Siemens schließen. Normalerweise bevorzugen Konzernchefs, die der Aufsichtsrat fallen lässt, eine schnelle Trennung. Löscher hingegen wollte es Konzernkreisen zufolge zuerst darauf ankommen lassen, ob die für seine Abwahl notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit im Aufsichtsrat zustande komme.

Dem schwer in die Kritik geratenen Vorstandschef soll dann aber klar gemacht worden sein, dass er keine Chance mehr habe. Löscher soll das dann auch eingesehen haben. "Er wird nicht in eine Abstimmung gehen, die er nicht gewinnen kann", berichtet ein Insider. Damit wäre der Weg frei für den 56-jährigen Kaeser, der seit 1980 bei Siemens arbeitet, und der den Industriekonzern aus der Krise führen soll.

Die Personal-Debatten bei Siemens sind damit aber nicht beendet. In Aktionärskreisen wird gefordert, dass demnächst auch Aufsichtsratschef Cromme gehen solle. Für seinen Posten sollen sich mehrere Spitzenmanager aus der deutschen Wirtschaft interessieren. Cromme ist aber Angaben aus seinem Umfeld zufolge nicht bereit, seinen letzten großen Job in der Industrie aufzugeben. Er wolle die ganze Amtszeit bleiben, die bis 2018 dauert.

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