Opel und GM:Schulden gegen Patente

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Ein chirurgischer Bankrott von GM hätte für Opel fatale Folgen. Milliardenforderungen der deutschen Tochter wären wertlos. Jetzt haben beide Unternehmen eine Lösung gefunden.

Harald Schwarz

In seinem Kampf ums Überleben hat der angeschlagene Autohersteller Opel einen wichtigen Etappensieg errungen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat sich das Rüsselsheimer Unternehmen mit dem US-Mutterkonzern General Motors (GM) auf ein Tauschgeschäft "Schulden gegen Patente" geeinigt.

Kapitän, Kadett, Commodore - der Name Opel weckt Erinnerungen. Wie sehr sich das Unternehmen im Laufe der Zeit wandelte, verrät auch ein Blick auf die Werbung des Unternehmens. (Foto: Foto: Adam Opel GmbH)

In Firmenkreisen hieß es, es sei über Ostern an der Opel-Rettung hart gearbeitet worden. Bei GM sei damit zu rechnen, dass der Konzern sich in Kürze unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Rechts begibt.

"Alles unter Dach und Fach"

Für Opel hätte das eine fatale Folge gehabt. Denn das deutsche Unternehmen hat vor Jahren seine Technologie an GM verkauft und aus diesem Geschäft noch offene Forderungen. Dem Vernehmen nach geht es dabei um "mehrere Milliarden Euro".

Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit stand deshalb unter Zeitdruck, weil die Forderung für Opel wertlos geworden wäre zu dem Zeitpunkt, in dem GM Gläubigerschutz beantragt. Bei Opel wäre eine hohe Wertberichtigung fällig gewesen, was möglicherweise das Aus für den Autobauer bedeutet hätte.

Um das zu verhindern, einigten sich Opel und GM auf den Tausch Schulden gegen Patente. "Das war der entscheidende Punkt, der dringend notwendig war. Bei Opel und GM ist das alles unter Dach und Fach", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

US-Regierung muss zustimmen

Der Haken an der Geschichte: Die US-Regierung muss dem Tauschgeschäft noch zustimmen, denn an sie hat GM Patente verpfändet, um an Milliardenhilfen zu kommen. In Rüsselsheim wird aber nicht damit gerechnet, dass die US-Regierung den zwischen den Firmen vereinbarten Tausch stoppen wird. Der Deal habe schließlich auch für die dortige Regierung "Charme", weil GM dann weniger Schulden habe. Und politisch könne man in Washington kein Interesse an zusätzlichen Problemen bei Opel haben.

Der deutsche Autobauer hat sich unterdessen in seinem Überlebenskampf ein finanzielles Polster zugelegt. "Die Liquidität ist gesichert", betonte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. "Wir haben Zeit, um Opel Europa zu bauen", sagte er der Bild-Zeitung. Bis Mitte August soll Opel aus jetziger Sicht liquide sein. Die Rüsselsheimer haben somit Zeit gewonnen für die Suche nach einem Investor.

Mit einem neuen Anteilseigner will sich Opel teilweise von GM lösen. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu nicht äußern. "Opel ist liquide", sagte er lediglich. Nach bisherigen Aussagen reichte das Geld bei dem Autounternehmen bis Ende Juni oder Anfang Juli. Der Zeitgewinn ändert aber nichts daran, dass Opel weiterhin um Staatshilfe in Form von Kreditbürgschaften in Höhe von 3,3 Milliarden Euro bittet. Auf Deutschland entfallen davon 2,6 Milliarden Euro.

© SZ vom 16.04.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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