OECD-Vergleich zum Arbeitsmarkt:Deutschland hat zu viele Langzeitarbeitslose

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Die Deutschen verdienen vergleichsweise gut, ein sehr großer Teil hat Arbeit, lobt die OECD. Alles gut also? Nein. Wer hierzulande einmal seinen Job verliert, bleibt überdurchschnittlich lange arbeitslos.

  • In Deutschland sind 45 Prozent aller Arbeitslosen länger als ein Jahr ohne Job, kritisiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). In den Mitgliedsländern sind es im Schnitt nur 35 Prozent.
  • Die Organisation fordert Deutschland auf, Langzeitarbeitslose besser zu betreuen.

OECD sorgt sich wegen Deutschlands Langzeitarbeitsloser

Die OECD kritisiert Deutschland in ihrem Beschäftigungsausblick: "Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 ist sie so stark zurückgegangen wie in keinem anderen OECD-Land. Sie ist allerdings immer noch wesentlich ausgeprägter als im Rest der OECD." Nahezu 45 Prozent aller Arbeitslosen in Deutschland seien länger als ein Jahr ohne Job, im OECD-Schnitt seien dies nur 35 Prozent. Die Langzeitarbeitslosigkeit könne sich verfestigen und zu einem strukturellen Problem werden. Deutschland solle daher verstärkt Langzeitarbeitslosen gezielt Lohnsubventionen, Beratung, Weiterbildung und später auch Weiterbetreuung im neuen Job anbieten.

Arbeit hierzulande stressig

2010 hätten 19 Prozent der Arbeitnehmer über schwierige und stressige Arbeitsbedingung geklagt, etwa großen Zeitdruck, schwierige Aufgaben oder unzureichende Unterstützung im Job, schreibt die OECD. Bemängelt werde auch der große Unterschied in der Arbeitsplatzsicherheit von befristeten und unbefristeten Jobs. Befristete Anstellungen seien allzu häufig kein Sprungbrett in einen permanenten Job, kritisiert die Organisation.

Geringes Risiko, Arbeitsplatz zu verlieren

Die nach internationalen Maßstäben berechnete Arbeitslosenquote für Deutschland dürfte 2015 unter die Marke von fünf Prozent fallen, schreibt die OECD. Schon jetzt liege sie mit 5,1 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt von 7,4 Prozent und dem des Euro-Raums von 11,6 Prozent. Die Beschäftigungsquote zähle zudem zu den höchsten innerhalb der Industriestaaten: 73,4 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter hätten einen Job. Positiv wertet die OECD auch die Beschäftigungsqualität. So gehöre der Durchschnittsverdienst in Deutschland zu den höchsten im OECD-Raum, während die Einkommensungleichheit vergleichsweise gering sei. "Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist relativ gering. Zudem sichert das deutsche Sozialsystem Arbeitslose und ihre Familien effektiv ab", heißt es in dem Bericht.

Auch den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro hält die OECD für sinnvoll. Allerdings könnte er für Menschen ohne Erfahrung und mit geringer Qualifikation zum Risiko werden. Deutschland müsse diese Folgen genau beobachten und die Regel möglicherweise anpassen, schreibt die Organisation.

© Süddeutsche.de/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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