Negativpreis für Werbelügen:Dreist, dreister, Zott

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Gesund? Von wegen! Eine klebrige Zuckerbombe sei der Monte Drink, bemängelt Foodwatch. Verbraucher haben das Getränk nun zur fiestesten Werbelüge gekürt - der Hersteller reagiert prompt.

Eine gesunde Zwischenmahlzeit sieht anders aus. Das Kindergetränk Monte Drink von Zott enthalte mehr Zucker als eine vergleichbare Menge Cola - und mehr Kalorien als Fanta. Diese wahrhaft saftige Kritik kommt von der Verbraucherorganisation Foodwatch, die regelmäßig Etikettenschwindel anprangert.

Ein Aktivist protestiert vor der Zott-Molkerei in Mertingen. Das Zott-Produkt Monte Drink wurde von Foodwatch zur dreistesten Werbelüge gekürt. (Foto: Foto: dpa)

Die dreistesten Fälle stellt Foodwatch zur Wahl - in einer Internetabstimmung lässt die Organisation dann die Verbraucher die schlimmste Werbelüge mit dem Goldenen Windbeutel auszeichnen.

Mit 37,5 Prozent der Stimmen lag der Monte Drink in diesem Jahr ganz vorne. 81.000 Stimmen wurden insgesamt abgegeben.

Die Verbraucher hätten erkannt, dass die Werbung für das Milchgetränk als gesunde Zwischenmahlzeit ein dreister Fall von Etikettenschwindel sei, hieß es. Das Produkt sei nichts anderes sei als eine flüssige Süßigkeit und habe im Schulranzen von Kindern nichts verloren, erklärte Anne Markwardt von Foodwatch. Der Hersteller Zott will nun die Rezeptur des Produkts ändern.

Monte Drink enthält den Angaben auf der Verpackung zufolge 12,7 Gramm Zucker pro 100 Milliliter. Nährwerte wie Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate und Zucker seien zwar "eindeutig auf der Verpackung des Getränks deklariert", teilte das Unternehmen mit. Aber im "Hinblick auf die öffentliche Diskussion zu Zucker wird das Produkt Monte Drink Anpassungen und Verbesserungen in der Darstellung gegenüber den Verbrauchern wie in der Rezeptur erfahren." Foodwatch begrüßte die Ankündigung: Dies sei "ein echter Erfolg für die Verbraucher".

Pfanner ändert Tee-Rezept

Die Abstimmung im Internet lief vom 22. März bis zum 22. April auf einer von Foodwatch eingerichteten Internetseite ab. Die Verbraucherschützer wenden sich mit dieser Kampagne gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittelherstellern. Dazu stellt die Organisation regelmäßig Produkte vor, die nach ihren Angaben nicht halten, was sie versprechen. Fünf dieser Produkte hatte eine Jury nun zur Abstimmung gestellt. Im vergangenen Jahr hatten sich mehr als 35.000 Teilnehmer an der Abstimmung beteiligt.

Auf dem zweiten Platz bei der diesjährigen Abstimmung landete Foodwatch zufolge der Tee "Der Gelbe: Zitrone Physalis", auf dem dritten die Duett Champignon-Creme-Suppe von Escoffier. Foodwatch nominierte das Pfanner-Teegetränk, da der namensgebende Gelbe Tee nur 15 Prozent an dem Getränk ausmache. Physalis befinde sich hingegen gar nicht in dem Getränk, der Geschmack werde lediglich mit Aromen erzielt. Dies soll nun aber geändert werden: In spätestens drei Monaten werde in dem Getränk auch Physalis enthalten sein, teilte eine Pfanner-Sprecherin auf Anfrage mit.

Bei der auf dem dritten Platz gelandeten Champignon-Suppe des zum Gewürze-Konzern Fuchs gehörenden Herstellers Escoffier handelt es sich der Foodwatch-Kritik zufolge um "Standard-Industrieware vollgestopft mit Zusatzstoffen", die aber überteuert als Feinkost verkauft werde. Die Suppe habe etwa die gleichen Zutaten wie eine Champignon-Creme-Tütensuppe von Maggi - koste aber dreimal so viel.

Fuchs erklärte bereits im vergangenen Jahr, die Vorwürfe seien nicht nachzuvollziehen. Im Gegensatz zu Tütensuppen, die mit Wasser aufgegossen würden, bilde wie "bei allen feinen Suppen und Saucen" ein flüssiger Fond die Grundlage. Die Suppe besteht aus zwei Dosen, von denen eine mit einer Würzzubereitung und die andere mit einem flüssigen Fond gefüllt ist.

© sueddeutsche.de/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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