Mode:H&M-Eigner verschenken Millionen Aktien

Lesezeit: 2 min

Bislang war die Modekette H&M nicht für Großzügigkeit bekannt. Doch jetzt werden Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt.

Gunnar Herrmann

Ein Grund zur Freude für die 76.000 Angestellten der Handelskette H&M: Der Hauptaktionär des Konzerns hat ihnen eine Milliarde schwedische Kronen geschenkt. Wie das Unternehmen in Stockholm mitteilte, überschreibt die Eigentümerfamilie Persson vier Millionen H&M-Aktien im Wert von umgerechnet 107 Millionen Euro an eine Mitarbeiterstiftung.

H&M richtet ein "langfristiges Bonusprogramm für alle Angestellten" ein. Finanziert wird es von der Eigentümerfamilie. (Foto: AP)

Mit Hilfe der Stiftung werde ein "langfristiges Bonusprogramm für alle Angestellten" geschaffen, erklärte Familienoberhaupt und Aufsichtsratschef Stefan Persson. Die Mitarbeiter sollten künftig "von H&Ms Wertsteigerung auf die gleiche Weise profitieren wie ein Aktionär". Der Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden soll im Oktober bei einer außerordentlichen Aktionärsversammlung abgesegnet werden.

Die Anteile an der neuen Mitarbeiterstiftung sollen dem Unternehmen zufolge ohne Rücksicht auf die Höhe des Gehalts an die Angestellten verteilt werden, die der Konzern in insgesamt 37 Ländern beschäftigt.

Arbeitszeit zählt

Entscheidend für die Höhe der Belohnung wird allein die geleistete Arbeitszeit sein: Ein Vollzeitmitarbeiter bekommt also mehr Anteile als eine Teilzeitkraft. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Bonusprogramm ist außerdem, dass der Angestellte mindestens fünf Jahre bei H&M beschäftigt war. Die Stiftungsanteile werden ausbezahlt, wenn ein Mitarbeiter 62 Jahre alt wird. Wer zehn Jahre bei H&M angestellt war, kann seine Anteile auch schon vorher zu Geld machen. Die Details des Bonusprogramms könnten allerdings je nach Land variieren, man müsse sie den gesetzlichen Bestimmungen anpassen, hieß es.

Das Vermögen der Mitarbeiterstiftung, die ihren Sitz in Schweden haben wird, soll ausschließlich in H&M-Aktien investiert werden. Allerdings soll die Stiftung nie mehr als fünf Prozent aller Unternehmensanteile besitzen. Die Angestellten sind über das System somit an allen Kursgewinnen und -verlusten der Aktie beteiligt. Überdies soll die Stiftung frisches Kapital von H&M bekommen, wenn die Dividende des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr steigt.

"Mit dem neuen Programm wollen wir die Angestellten ermutigen, zu bleiben und sich innerhalb von H&M weiterzuentwickeln", erläuterte eine Sprecherin. Auch wolle man die Rekrutierung von Personal erleichtern, das für die weitere Expansion gebraucht werde. H&M betreibt weltweit mehr als 2000 Bekleidungsläden. Das Imperium, dessen Geschichte 1947 in der Kleinstadt Västerås begann, wächst jedes Jahr um einige hundert Läden. Wichtigster Markt für die preiswerten Schwedenklamotten ist Deutschland, wo H&M mehr als 11 000 Vollzeitarbeitsplätze bietet.

In der Vergangenheit war die Modekette in Deutschland allerdings nicht immer für ihren freundlichen Umgang mit Mitarbeitern bekannt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf dem Konzern vor einigen Jahren vor, in Filialen die Bildung von Betriebsräten zu behindern. Die Gewerkschaft hat jüngst auch bemängelt, dass H&M von seinen ständig steigenden Profiten zu wenig an die Mitarbeiter abgibt.

© SZ vom 08.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: