Ministerentscheidung:Norma will Tengelmann-Filialen übernehmen

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Supermarktkette Kaiser's Tengelmann: Viele Interesssenten. (Foto: dpa)
  • Nach Rewe und Kaufland zeigt nun auch Norma Interesse an Filialen der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann.
  • Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ignoriert das Angebot - noch steht die Ministerentscheidung zur Edeka-Übernahme aus.

Von Michael Kläsgen, München

Zwei Wochen vor der öffentlichen Anhörung zur Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch den Wettbewerber Edeka bringt sich nach der Rewe Group ein weiterer potenzieller Käufer ins Spiel. Der Lebensmittel-Discounter Norma aus Nürnberg bestätigte der Süddeutschen Zeitung, am Erwerb von mehreren Standorten von Kaiser's Tengelmann interessiert zu sein. Norma will nicht wie Edeka alle etwa 450 Kaiser's Tengelmann Supermärkte übernehmen, sondern nur einzelne Filialen. Weder die Zahl noch die Standorte präzisierte das fränkische Unternehmen, das nach Aldi, Lidl und Penny* einer der größten Discounter im Land ist. Das Angebot liegt nach Informationen der SZ auch dem Bundeswirtschaftsministerium vor, das sich zu dem Verfahren nicht äußert.

"Die Firma Norma hat in der Vergangenheit im Verfahrensablauf nachweislich mehrmals das Gespräch mit Tengelmann, auch mit Herrn Haub, gesucht", sagte eine Sprecherin. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub habe die Offerte aber ignoriert. "Von deren Seite wurde auf unsere Gesprächsangebote nicht eingegangen." Die Sprecherin fügte hinzu: "Für uns unverständlich ist, wieso man einem konzernfreien, wettbewerbsrechtlich völlig unbedenklichen Mitbewerber keine Chance gibt, seine Ideen vorzutragen." Auch das Angebot von Rewe hat Tengelmann offiziell nie bestätigt. Stattdessen verknüpfte Haub das Angebot mit einer Geheimhaltungsvereinbarung. Allein in Süddeutschland soll es ein Dutzend Angebote für einzelne Tengelmann-Filialen geben.

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Der fränkische Discounter Norma ist neben Rewe, Kaufland und Coop eine davon. Die Franken sind entschiedene Gegner der Ministererlaubnis. Über die Gründe für das Verhalten von Haub spekulieren die Verantwortlichen von Norma angeblich nur: "Liegt es vielleicht daran, dass man Angst davor hat, dass doch tragfähige Lösungen vorgetragen werden könnten, die auch in die Öffentlichkeit gelangen, die das jetzt vorgetragene 'Alternativlose Konzept der Gesamtübernahme' in Frage stellen?", heißt es offiziell dazu.

Andere Beteiligte des Verfahrens vermuten, dass Tengelmann mit Edeka einen Vorvertrag geschlossen hat, der auch eine Ergebnisbeteiligung beinhaltet. Andernfalls geböte es die Logik, die Angebote zu vergleichen, heißt es. Darauf besteht auch Norma. Um ihren Standpunkt durchzusetzen, wollen die Franken wie alle anderen Beteiligten in Berlin in "hochkarätiger Besetzung" erscheinen.

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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde Plus an dieser Stelle als Discounter aufgeführt. Die Märkte wurden aber Netto übernommen.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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