Manipulation in der Finanzwelt:Die Banken haben zu viel Macht

Libor, Devisen - und jetzt auch noch Gold: Die Finanzaufseher ermitteln gegen Banken wegen des Verdachts auf Manipulation. Die Verfahren in der Finanzwelt sind zu wenig transparent, sie laden zu Absprachen ein. Wer das Vertrauen in Banken und Kurse wiederherstellen will, muss Licht in diese Schattenwelt bringen.

Ein Kommentar von Björn Finke, London

Jetzt auch noch Gold: Finanzaufseher in Europa untersuchen, ob Banken bei der Festlegung des Preises für das Edelmetall mauscheln. Zuvor kam bereits heraus, dass Finanzkonzerne den Zinssatz Libor manipulieren, die Richtschnur für Kreditverträge. Außerdem wird gegen Devisenhändler in den Bankentürmen ermittelt; sie sollen sich über Wechselkurse abgesprochen haben.

Die drei Fälle haben eins gemein: Sie spielen in der Schattenwelt der Finanzmärkte. Wer an Finanzmärkte denkt, denkt an große Börsen, wo Tausende Händler Hunderttausende Geschäfte machen. Wo Computer Order verarbeiten und über sie Buch führen.

Doch das Goldpreis-Fixing findet in einer anderen Welt statt. Den Goldpreis legen Bankenhändler in einer Telefonkonferenz fest. Und die Devisenkurse, die sich die Kontrolleure anschauen, sind Ergebnis davon, welche Aufträge ein gutes Dutzend Banken zu einer ganz bestimmten Uhrzeit ausführt. Der Libor-Satz wiederum beruht auf eigenen Angaben der Finanzinstitute.

Diese Verfahren sind intransparent, sie laden zu Kungelrunden ein, zu Absprachen zugunsten der Händler. Und zu Lasten der Kunden. Wer das Vertrauen in Banken und Kurse wiederherstellen will, muss Licht in diese Schattenwelt bringen. Die Aufseher sollten die Geschäfte daher schärfer überwachen. Oder der Bankenbranche gleich die Macht nehmen, eigenständig wichtige Kurse festzulegen.

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