Landesbank in der Bredouille:Ländern droht Milliarden-Verlust bei HSH Nordbank

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Gewarnt hatte das Institut schon im Sommer - doch nun rückt die HSH Nordbank erstmals mit Zahlen raus: Die immensen Beteiligungen des Geldhauses an Schiffen drohen zum Desaster zu werden. Die Steuerzahler könnten daran mit mehr als einer Milliarde Euro beteiligt werden.

Die Sätze kommen ebenso umständlich wie harmlos daher: Die HSH Nordbank habe "vor dem Hintergrund der Euro-Staatsschuldenkrise, der weltweiten konjunkturellen Eintrübung und insbesondere der weiter verschärften Lage der internationalen Seeschifffahrt ihre langfristige Risikovorsorgeplanung überarbeitet", heißt es in einer Mitteilung des Instituts.

Die Folge: Sie geht nun von einem "deutlich höheren Vorsorgebedarf für die Altlasten im Bereich Shipping und von steigenden Ausfallraten in diesem Kernsegment ihres Kundengeschäfts aus". Höherer Vorsorgebedarf also.

Übersetzt heißt das: Es fehlt Geld. Der neuen Prognose zufolge müssten die Eigentümerländer Hamburg und Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2025 wohl 1,3 Milliarden Euro Verluste übernehmen.

Geld muss allerdings nicht sofort gezahlt werden, sondern die Bank rechnet damit, dass "erstmalig im Jahr 2019 effektive Zahlungen aus der Zweitverlustgarantie der Länder geleistet werden müssten".

Zeitweise größter Schiffsfinanzierer weltweit

Diese Zweitverlustgarantie ist der Rettungsschirm, den Hamburg und Schleswig-Holstein 2009 über ihrer Landesbank aufgespannt haben. Sie bedeutet, dass die Länder für Verluste der Bank in einer Höhe bis zu sieben Milliarden Euro geradestehen. Vorher muss die HSH Verluste von 3,2 Milliarden Euro aus eigener Tasche begleichen.

Das Institut betont, dass in der Zeit bis 2025 für die Nutzung des Garantierahmens Gebühren gezahlt würden, die die "geplante Inanspruchnahme der Garantie substantiell" überschritten.

Die HSH, die von dem früheren Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper beaufsichtigt wird, hat rund 30 Milliarden Euro zur Schiffsfinanzierung verliehen. Sie galt lange als größter Schiffsfinanzierer der Welt. Jetzt können immer mehr Reeder ihre Kredite nicht bezahlen, weil sie im harten Wettbewerb bei niedrigen Frachtraten kein Geld verdienen. Im zweiten Quartal hatte die HSH bereits einen Nettoverlust von 58 Millionen Euro gemeldet.

Außerdem zahlt die Bank für die Bereitstellung des Rettungsschirms hohe Gebühren an die Länder, "die die geplante Inanspruchnahme der Garantie substanziell überschreiten werden", wie es hieß.

Die HSH Nordbank hatte das Risiko für die Länder Ende August zum ersten Mal schriftlich in der Zwischenbilanz erwähnt: Es könne nun "nicht ausgeschlossen werden", dass es "zur Inanspruchnahme der Garantie" kommen könne, heißt es im Bericht. Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant, erklärte der Vorstand damals.

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