Krise in Europa:Spanien überwindet Rezession vorerst

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Die spanische Wirtschaft erlebt einen leichten Aufschwung, Finanzminister Montoro preist die schwarzen Zahlen. Tatsächlich boomt der Tourismus, auch die Banken haben sich stabilisiert. In einem Punkt allerdings kommt die Regierung sehr langsam voran.

Von Thomas Urban, Madrid

Die spanische Nationalbank hat erstmals seit zweieinhalb Jahren in ihrem Quartalsbericht ein Wirtschaftswachstum bestätigt. Im dritten Quartal hat demnach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 Prozent zugenommen. Nach den Worten von Finanzminister Cristóbal Montoro hat Spanien somit die Rezession überwunden, die Folge des Platzens einer gigantischen Immobilienblase vor fünf Jahren war.

Für das Jahr 2013 sieht die Nationalbank zwar nach wie vor ein Minus von 1,2 Prozent vor. Doch wird für 2014 mit einem Wachstum von 0,9 Prozent gerechnet. Die Nationalbank sieht den leichten Aufschwung als Folge des Touristikbooms, bei dem Spanien von den Unruhen in Ägypten profitiert, sowie des Handelsüberschusses, der aber auch Folge der nachlassenden Nachfrage nach Importgütern ist.

Montoro pries die schwarzen Zahlen auch als ersten Effekt des rigiden Sparprogramms der konservativen Regierung unter Mariano Rajoy, das Anfang 2013 in Kraft getreten ist. Die Madrider Wirtschaftspresse sieht in diesem Sinne die Skeptiker widerlegt, die eine Vertiefung der Krise durch die Austeritätspolitik vorausgesagt haben. Noch vor Jahresfrist war Spanien vor allem von angloamerikanischen Analysten die Flucht unter den europäischen Rettungsschirm prophezeit worden.

Doch hat sich im Gegenteil der Bankensektor stabilisiert, vor allem wegen der Kreditzusagen von insgesamt 100 Milliarden Euro durch die EU-Finanzminister. In Anspruch genommen wurden davon lediglich 41 Milliarden. Seitdem legen nicht nur die Kurse der Banken zu, sondern auch ihre privaten Spareinlagen. Gleichzeitig sind die von der Regierung garantierten Zinssätze für Staatsobligationen deutlich gesunken.

Allerdings musste die Regierung einräumen, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit nur langsam vorankommt, wovon vor allem die junge Generation betroffen sein wird. Die Kurve hatte mit einer Quote von 27 Prozent im Februar ihren Scheitelpunkt erreicht. Für die nächsten beiden Jahre wird mit einer Abnahme von lediglich jeweils einem Prozentpunkt gerechnet. Ebenso wird Spaniens Gesamtverschuldung weiter steigen. Der Nationalbank zufolge soll hier der Scheitelpunkt mit 101 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Ende 2016 erreicht sein.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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