Krise der Warenhäuser:Kaufhof und Karstadt liebäugeln mit Fusion

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Arcandor-Konkurrent Metro redet offen von einer Fusion - nach einem Zusammenschluss bliebe in Deutschland nur ein Kaufhaus-Konzern übrig.

M. Bauchmüller u. A. Hagelüken

Kaufhof will mit Karstadt verschmelzen. Damit bliebe in Deutschland nur ein großer Warenhauskonzern mit fast 250 Filialen und knapp 50.000 Mitarbeitern übrig. Der Kaufhof-Mutterkonzern Metro versucht, die Bundesregierung mit dem Argument für die Fusion zu gewinnen, diese könne Hunderte Millionen Euro an Staatshilfen für die angeschlagenen Karstadt-Häuser sparen.

Arcandor in Not - kommt es zum Pakt mit der Konkurrenz? (Foto: Foto: AP)

Die deutschen Warenhäuser stecken seit Jahren in einer Existenzkrise. Während sich die Bundesbürger in den 70er Jahren 15 Prozent ihrer Konsumgüter in Kaufhäusern besorgten, sind es mittlerweile nur noch gut vier Prozent. Riesige SB-, Elektronik- und Baumärkte sind nun die Konkurrenten. Karstadt und seine Konzernmutter Arcandor häuften hohe Schulden an. Um zu überleben, fordert Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick vom Staat Bürgschaften und Kredite in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro.

Angst vor Wettbewerbsnachteilen

Metro lehnt solche Hilfen für Arcandor ab, weil sie Nachteile im Wettbewerb befürchtet, wenn der größte Konkurrent vom Staat unterstützt wird. Um das zu verhindern, schlägt Metro-Chef Eckhard Cordes vor, die 121 Warenhäuser von Karstadt mit den 126 seiner profitablen Tochter Kaufhof zusammenzulegen. Ein Konzernsprecher bestätigte der Süddeutschen Zeitung diesen Vorstoß.

Metro bekäme knapp die Hälfte der Anteile an der gemeinsamen Warenhausfirma, ohne den Konkurrenten teuer übernehmen zu müssen. Und der Staat würde sich Hilfen ersparen. Cordes wirbt außerdem mit "der Möglichkeit, die Mehrheit der Karstadt-Häuser und einen Großteil der dortigen 30.000 Arbeitsplätze zu erhalten", wie er in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schrieb, aus dem die Bild am Sonntag zitierte.

Cordes hofft auf die Politik

Cordes hofft offenbar auf politische Zugeständnisse für seinen Plan, denn kartellrechtlich wäre eine solche Fusion recht problematisch. Allein Karstadt hat am Warenhausmarkt nach Firmenangaben einen Anteil von knapp 40 Prozent. Zusammen kämen beide Unternehmen auf eine dominante Stellung am deutschen Markt. Damit wäre eine Zustimmung des Bundeskartellamtes zumindest fraglich. Die Bundesregierung könnte das Kartellamt aber mit einer Sondererlaubnis des Bundeswirtschaftsministers überstimmen. Eine solche Ministererlaubnis hatte es zuletzt bei der umstrittenen Fusion der Energiekonzerne Eon und Ruhrgas gegeben.

Ein Sprecher von Guttenberg wollte die Metro-Pläne am Wochenende nicht kommentieren. Dies sei zunächst eine unternehmerische Entscheidung. Nach SZ-Informationen ist auch Kanzlerin Angela Merkel bislang nicht in das Vorhaben einbezogen. Der Vorstandschef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor Eick reagierte kritisch, lehnte den Plan aber nicht rundweg ab. Die Allianz sei naheliegend, er sei zu offenen Gesprächen "auf Augenhöhe" bereit. Allerdings sei das Bündnis kartellrechtlich wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig, weil es monopolistische Strukturen schaffen würde. Außerdem werde es zu "Standort-Schließungen mit einem signifikanten Verlust von Arbeitsplätzen führen".

Metro-Chef Cordes lässt offen, wie viele Filialen und Jobs erhalten bleiben sollen. Nicht in die Fusion einbeziehen will er auf jeden Fall die Karstadt-Zentrale in Essen mit ihren Arbeitsplätzen. Es kommt nun unter anderem auf die Vermieter der Kaufhaus-Filialen an, die Karstadt durch hohe Mieten in Probleme gebracht haben sollen und Anteile an der Allianz erhalten sollen. Langfristig will Metro das fusionierte Unternehmen verkaufen oder an die Börse bringen.

© SZ vom 18.05.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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