Arcandor: Chefwechsel:Telekom-Finanzchef Eick im Kaufhaus

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Er kennt sich mit Geld aus: Im Krisenkonzern Arcandor (Karstadt, Quelle) übernimmt Telekom-Finanzchef Eick für Vorstandschef Middelhoff.

Caspar Dohmen

Der Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick soll Branchenkreisen zufolge Chef des angeschlagenen Touristik- und Handelskonzerns Arcandor werden. Eick solle dort Thomas Middelhoff ablösen, sagten mit der Situation vertraute Personen der Süddeutschen Zeitung am Dienstag. Die Telekom hatte zuvor mitgeteilt, dass Eick Ende Februar 2009 den Konzern auf eigenen Wunsch verlassen werde, um zu einem anderen Unternehmen zu wechseln. Dessen Namen gab sie nicht bekannt. Ein Arcandor-Sprecher sagte: "Es ist ein offenes Geheimnis, dass Middelhoff sein Mandat nur für einen begrenzten Zeitraum verlängert hat. Zu darüber hinausgehenden Spekulationen nehmen wir nicht Stellung." Middelhoff hatte im April seinen Vertrag bis Ende 2009 verlängert.

Arcandor hat einen Nachfolger für Thomas Middelhoff gefunden - Karl-Gerhard Eick wechselt von der Telekom nach Essen. (Foto: Foto: AP)

Am Tag, an dem die Telekom mit einer Ad-hoc-Mitteilung den Rückzug von Eick bekannt gab, stieg der Kurs der T-Aktie um mehr als sechs Prozent. Dabei ist dessen Abgang laut Branchenkennern eine schlechte Nachricht für Europas umsatzstärksten Telekommunikationskonzern. Dort stand der 54-Jährige in den vergangenen acht Jahren für einen soliden Umgang mit Finanzen. Seine Aufgabe war es vor allem, die Verschuldung der Telekom zu senken. Sie war aufgrund der Expansionsstrategie von Ron Sommer auf ein immenses Ausmaß angeschwollen.

Schritt für Schritt erledigte Eick seinen Job - regelmäßig verkündete er die Konsolidierungserfolge, dann stand er neben seinem Chef René Obermann - zuletzt am 6. November. Damals führte er aus, dass sich die Telekom frühzeitig mit Mitteln eingedeckt habe, die Finanzkrise kein Hindernis für die Investitionen darstellten. Eick war stets vorsichtig. So parkte er frühzeitig flüssige Mittel von 17 Milliarden Euro in Paketen zu maximal 600 Millionen Euro bei 29 Banken. "Harakiri gab es mit ihm nicht", sagt ein Insider.

Ein Mann für alle Fälle

Allerdings wollte Eick mehr sein als der Fachmann für die Zahlen, er wollte das Ruder übernehmen. Mehrfach wurde er als Telekom-Chef gehandelt. Doch diese Ambitionen blieben unerfüllt, der ehrgeizige Manager musste gleich zwei Mal Konkurrenten den Vortritt lassen: erst Ricke, dann im November 2006 dem jüngeren Obermann.

Verzichten wollten beide allerdings nicht auf die Dienste Eicks. Doch mehr war bei der Telekom für ihn nicht drin - hier sitzt Obermann fest im Sattel. Dabei hatte Eick mehrfach unter Beweis stellen können, dass er mehr als die Welt der Zahlen versteht. So übernahm er im Sommer 2007 kommissarisch zusätzlich den Posten des Arbeitsdirektors. Damals stand der erste Streik in der Telekom-Geschichte wegen der Auslagerung von 50.000 Servicemitarbeitern in neue Tochtergesellschaften mit schlechteren Konditionen für die Betroffenen an. Ebenso sprang er ein als der T-Systems-Chef Lothar Pauly im Zusammenhang mit dem Siemens-Korruptionsskandal zurückgetreten war.

Zuletzt war es ruhiger um den Finanzvorstand geworden, Interviews gab er keine mehr. In dieser Zeit dürfte sein Entschluss gereift sein. Er verlasse die Telekom mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte Eick. Schon länger hatte der Manager, der früher schon bei BMW, WMF, Carl Zeiss sowie Haniel arbeitete, davon geträumt, auf die Kommandobrücke eines Unternehmens zu wechseln. Eick verlässt die Telekom in turbulenten Zeiten. Sie steckt in einer tiefen Umstrukturierung, um den Preisdruck durch den Wettbewerb aufzufangen. Darüber hinaus ist der Konzern mit immer neuen Enthüllungen zum Thema Datenschutz in den Schlagzeilen.

Eick geht Ende Februar nach der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. So solle ein reibungsloser Übergang gewährleistet werden, heißt es. Bei der Telekom gab es viel Lob für den scheidenden Eick. "Wir verlieren einen ausgezeichneten Fachmann", sagte Ulrich Lehner, Aufsichtsratschef der Telekom. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

© SZ vom 03.12.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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