Korruptionsverdacht gegen Volker Jung:Griechenland hebt Haftbefehl gegen Ex-Siemens-Vorstand auf

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Jetzt kann er wieder reisen, ohne Furcht, verhaftet zu werden: Der ehemalige Siemens-Vorstand Volker Jung hat in Athen zu Korruptionsvorwürfen ausgesagt und 80.000 Euro Kaution gezahlt. Die Justiz hob den Haftbefehl auf.

Die griechische Justiz hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung einen seit drei Jahren bestehenden internationalen Haftbefehl gegen den ehemaligen Siemens-Vorstand Volker Jung, 74, gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 80000 Euro aufgehoben. Vorausgegangen war eine Aussage von Jung am vergangenen Freitag in Athen. Dort hatte er Ex-Manager erneut alle Vorwürfe gegen ihn Griechenland in Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre bei Siemens zurückgewiesen.

Die Staatsanwaltschaft Athen hat vor Monaten 13 frühere Siemens-Manager bis hin zum ehemaligen Konzernchef Heinrich von Pierer angeklagt, weil sie vor Ort Politiker und Beamte bestochen haben sollen. Siemens hatte früher weltweit systematisch geschmiert, um Aufträge zu erhalten. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als wolle Griechenland sogar Haftbefehle gegen diese Manager erlassen, die alle Vorwürfe zurückweisen.

Doch jetzt lenkt die Justiz teilweise ein. Das zeigt vor allem der Umgang mit Jung. Der Ex-Vorstand hatte nach einer ersten Anhörung Mitte 2009 in Athen das Land nicht mehr verlassen dürfen, war Ende 2010 aber heimlich nach Deutschland zurückgekehrt. Griechenland erließ daraufhin einen internationalen Haftbefehl. Was dazu führte, dass Jung Deutschland nicht mehr verlassen konnte, weil er sonst verhaftet und nach Athen ausgeliefert worden wäre. Jetzt ist der Haftbefehl aufgehoben, Jung kann wieder international reisen.

Nach Jung sind inzwischen auch weitere frühere Siemens-Vorstände zur Aussage nach Athen gereist. Vielleicht fährt auch noch Ex-Konzernchef Pierer nach Griechenland. Ihm wurde im Kreise seiner alten Kollegen dazu geraten. Einige der in Hellas angeklagten Ex-Siemensianer aus dem mittleren Management dagegen wollen auf keinen Fall nach Athen kommen. Sie befürchten, festgehalten zu werden, damit die griechische Justiz dem eigenen Volk einige Schuldige präsentieren könne.

© SZ vom 8.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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