Konzernchef Fitschen auf der Grünen Woche:Deutsche Bank spekuliert weiter mit Lebensmitteln

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Jürgen Fitschen, Co-Vorstand der Deutschen Bank, auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin: An Agrar-Finanzanlagen hält die Bank fest. (Foto: dpa)

Die Deutsche Bank trotzt aller Kritik: Umstrittene Geldanlagen, die auf Nahrungsmitteln beruhen, bleiben im Angebot. Auf der Grünen Woche erklärte Vorstandschef Fitschen, man habe keinen Nachweis gefunden, dass die Spekulation für steigene Preise verantwortlich sei.

Trotz Kritik an massiv schwankenden Nahrungspreisen als Mitursache für Hunger in der Welt will die Deutsche Bank an Finanzanlagen auf Basis von Agrarrohstoffen festhalten.

Nach einer ausführlichen Prüfung habe man "keinen Nachweis gefunden, dass die Spekulation für die Preisentwicklung verantwortlich ist", sagte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen am Rande der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Der Vorstand habe daher beschlossen, entsprechende börsennotierte Fonds wieder zu vertreiben.

Nach Protesten hatte das größte deutsche Geldinstitut das Geschäft mit solchen Anlageprodukten im vergangenen Jahr vorerst ausgesetzt, um es zu überprüfen. Preisschwankungen gebe es "auch bei Abwesenheit von diesen Produkten", erläuterte Fitschen.

Eine Arbeitsgruppe der Bank habe nach umfassenden Analysen festgestellt, "dass es kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung gibt, die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten sei für Preissteigerungen oder erhöhte Preisschwankungen verantwortlich", erklärte der Konzern.

Zugleich gebe es aber "zahlreiche Vorteile" von Agrar-Terminmärkten für Landwirte und Nahrungsmittelverarbeitung. "Wir glauben, dass wir damit genau das tun, was in der Diskussion immer wieder angesprochen wird: dass wir einen Beitrag leisten zur Finanzierung des Sektors und gleichermaßen einen Beitrag dazu, die Risiken nachhaltiger und besser managen zu können", sagte Fitschen.

Auch künftig will die Bank demnach aber "bei neuen Produkten prüfen, dass die zugrundeliegenden Investitionsstrategien nicht das Entstehen von Preisspitzen begünstigen".

"Wir sagen nie, es ist der einzige Grund"

Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, kritisierte dagegen die Auswirkungen von Rohstoff-Geschäften. "Spekulationen haben eindeutig dazu beigetragen, durch die Volatilität bei Preisen Hungersituationen gerade in kritischen Momenten zu verstärken", sagte sie am Rande der Grünen Woche. "Wir sagen nie, es ist der einzige Grund." Spekulation als unproblematisch für die hungernden Menschen auf der Welt hinzustellen, sei aber falsch.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte die Deutsche Bank aufgefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen und aus der Spekulation mit Lebensmitteln auszusteigen. Seit dem Einstieg von Investoren und Investmentbanken in Geschäfte mit Rohstoffen für Lebensmittel seien die Preise kontinuierlich gestiegen. Einige Geldinstitute wie die Commerzbank haben Investments in Nahrungsmittel beendet.

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