Konjunktur:Deutsche Wirtschaft bricht ein

Deutschland kann sich der Krise nicht länger entziehen. Ende 2012 schrumpfte die Wirtschaft zum ersten Mal seit einem Jahr - und das deutlich um 0,6 Prozent. Einen solchen Einbruch gab es seit der Finanzkrise nicht mehr. Die größte Volkswirtschaft Europas zieht die gesamte Euro-Zone nach unten.

Die Euro-Schuldenkrise und der weltweite Konjunkturflaute haben die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2012 deutlich härter getroffen als erwartet: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Einen solchen Einbruch gab es seit dem Höhepunkt der Finanzkrise nicht mehr. In den ersten drei Quartalen war die Wirtschaft noch jeweils gewachsen, die Dynamik ließ jedoch stetig nach: Nach plus 0,5 Prozent in den ersten drei Monaten ging das Wachstum von April bis Juni zunächst auf 0,3 Prozent und im dritten Quartal auf 0,2 Prozent zurück. Jetzt ist die Wirtschaftsleistung erstmals seit einem Jahr geschrumpft.

Für das Gesamtjahr 2012 steht damit unter dem Strich ein Plus von 0,7 Prozent. Als Grund für den Einbruch im vierten Quartal nannten die Statistiker die schwachen Exporte. Wegen der Euro-Krise verkauften deutsche Unternehmen deutlich weniger Produkte an die europäischen Nachbarn. Der private Konsum in Deutschland legte hingegen leicht zu. Als Problem gelten weiterhin Investitionen: Wegen der unsicheren Wirtschaftslage geben Unternehmen weniger Geld aus.

Angesichts der Lage bemüht sich die Bundesregierung, Optimismus zu verbreiten. Eine langanhaltende Rezession sei in Deutschland allerdings nicht abzusehen, hatte das Wirtschaftsministerium Anfang der Woche in seinem monatlichen Bericht zur wirtschaftlichen Lage mitgeteilt: "Die Perspektiven hellen sich allmählich auf. Die Frühindikatoren deuten auf ein absehbares Ende der aktuellen Schwächephase hin." Dennoch reduzierte die Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,0 auf 0,4 Prozent. Von einer Rezession sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft.

Die schlechte Entwicklung Entwicklung in Deutschland zum Jahresende zieht die gesamte Euro-Zone nach unten: Die Wirtschaft in der Währungsgemeinschaft ist so stark geschrumpft wie seit knapp vier Jahren nicht mehr. Das BIP in den 17 Ländern sank zwischen Oktober und Dezember um 0,6 Prozent zum Vorquartal. Das war der dritte Rückgang in Folge, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Im Gesamtjahr 2012 sank die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent, nachdem es 2011 noch ein Plus von 1,4 Prozent gegeben hatte. Für dieses Jahr rechnet die EU-Kommission mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent.

Im vierten Quartal schrumpften neben der deutschen Wirtschaft auch die anderen Schwergewichte. In Frankreich gab es einen Rückgang um 0,3 Prozent, in Italien ein Minus von 0,9 Prozent, in Spanien ein Minus von 0,7 Prozent. In Portugal ging es Ende 2012 zum Vorquartal sogar um 1,8 Prozent bergab. Die griechische Wirtschaft schrumpfte im Vergleich zum vierten Quartal 2011 um sechs Prozent.

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