Fifa-Skandal:Konzerne, nutzt eure Macht!

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Szene aus dem WM-Finale 2014 gegen Argentinien: Sponsoren überweisen sehr viel Geld an die Fifa. (Foto: AP)

Die Fifa lebt vom Geld. Also müssen endlich diejenigen Druck machen, die dem Fußballverband das Geld geben: Sponsoren wie Adidas oder McDonald's.

Kommentar von Caspar Busse

Tim Clark ist ein Freund offener Worte. Zum Korruptionsskandal beim Weltfußballverband Fifa sagte der Chef der Fluggesellschaft Emirates gerade: "Ich bin sehr froh, dass unser Name in diesem Zusammenhang keine Rolle mehr gespielt hat." Noch bis Ende vergangenen Jahres gehörte die Airline aus Dubai zu den größten Sponsoren der Fifa, hat dann aber den Vertrag auslaufen lassen. Vor allem, weil schon damals das Image des Weltfußballs durch immer neue Korruptions- und Mauscheleivorwürfe massiv gelitten hatte.

Inzwischen ist die Lage dramatisch: Die amerikanischen Justizbehörden ermitteln mit Hochdruck, die Staatsanwälte und die Polizei haben in Zürich wichtige Fifa-Funktionäre wegen Schmiergeldverdachts verhaftet, immer wieder kommen neue ungeheure Vorwürfe an die Öffentlichkeit. Der internationale Fußball steht vor einem Scherbenhaufen. Das müsste gerade die Sponsoren, die sehr viel Geld an die Fifa überweisen und dafür Anteil haben wollen am Fußball-Glamour, aufschrecken. Denn für sie könnte der Imageschaden enorm ausfallen.

Visa hat mit einem offenen Rückzug gedroht

Doch Konzerne wie Adidas, Coca-Cola, McDonald's, Hyundai oder Gazprom fallen bisher vor allem durch zaghafte Zurückhaltung auf. Nur der amerikanische Kreditkartenanbieter Visa hat bereits offen mit einem Rückzug gedroht. Die anderen verlegen sich bisher auf mehr und weniger unverbindliche Ermahnungen. Das könnte sich noch als Fehler erweisen.

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Gerade die Sponsoren müssen jetzt energisch auf einen Neuanfang des Welt-Fußballverbands und eine rasche Aufarbeitung der Skandale dringen. Sie verfügen dabei über das wohl wirksamste Druckmittel: Geld. Die Fifa finanziert sich vor allem durch die Vergabe der Fernsehrechte an den Weltmeisterschaften und durch die Sponsoren. Sollten die vielen Millionen ausbleiben und die Sponsoren den Geldhahn zudrehen, käme die Fifa wohl bald in arge Schwierigkeiten. Denn das System Blatter beruht vor allem auf geben und nehmen, und dazu braucht es volle Kassen. Nach dem angekündigten Rücktritt von Präsident Joseph Blatter muss es nun zu einer grundlegenden Reform und Selbstreinigung der Fifa kommen. Die Zeit drängt, die Neuwahl eines Nachfolgers für Blatter muss bald kommen, nicht erst in Monaten, wie offenbar geplant; das wäre viel zu spät.

Zu groß ist die Angst bei Adidas

Die großen Konzerne, die teilweise seit Jahrzehnten sehr gut am Fußball verdienen, stehen dabei in einer besonderen Verantwortung. Sie müssen jetzt entschlossen und am besten gemeinsam vorgehen, nicht nur, um die Glaubwürdigkeit des Fußballs zu retten, sondern auch in ganz eigenem Interesse. So groß die weltweite Begeisterung für den Fußball auch nach wie vor sein mag, Unternehmen können es sich einfach nicht leisten, auf Dauer mit offenbar korrupten und mafiösen Organisationen, die sich jeder Kontrolle entziehen, in Verbindung gebracht zu werden. Nach unternehmensinternen Richtlinien würden Vorfälle wie jetzt bei der Fifa in der Wirtschaft sehr streng geahndet. Umso unverständlicher ist es, dass solche Zustände bei einem wichtigen Partner wie der Fifa offenbar toleriert werden.

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Eine unrühmliche Rolle spielt dabei der Sportartikelkonzern Adidas. Die Franken sind seit Jahrzehnten Partner der Fifa, sie haben das heutige Sponsoren-System quasi mit erfunden. Heute stellt Adidas zum Beispiel den Spielball bei Weltmeisterschaften, rüstet die Offiziellen aus und ist auch sonst bei großen Ereignissen wie jetzt bei der Frauenfußball-WM überall präsent. Der Vertrag läuft noch bis 2030. Die "fortwährenden negativen Schlagzeilen" seien weder gut für den Fußball, noch für die Fifa oder ihre Sponsoren, teilte Adidas nun mit. Öffentliche und deutliche Kritik von Konzernchef Herbert Hainer? Fehlanzeige.

Zu groß ist offenbar die Angst um das Geschäft, Fußball ist die wichtigste Sparte der Traditionsfirma. Trotzdem: Spätestens jetzt wäre eine klare Distanzierung vom System Blatter angebracht. Sonst besteht durchaus die Gefahr, dass das Unternehmen, das auf dem US-Markt ohnehin zu kämpfen hat, in den Strudel hineingezogen wird. Noch fataler wäre der Eindruck, Adidas sei Teil des Systems. Dass es ein Weiter-so bei der Fifa nicht mehr geben kann, müsste auch Adidas klar sein.

Das gleiche gilt übrigens für den anderen großes Geldgeber der Fifa. Noch mehr als mit Sponsoring und Werbung nimmt der Weltverband ein durch den Verkauf der Fernsehrechte, vor allem an den Weltmeisterschaften. In Deutschland sind seit Langem ARD und ZDF die Geschäftspartner, sie haben sehr viele Millionen Euro ausgegeben. Doch auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten schweigen zum Skandal - auch das ist ein Unding.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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