IWF-Chefin Lagarde zum Klimaschutz:"Wir werden alle gegrillt"

  • IWF-Chefin Christine Lagarde warnt vor Konsequenzen, sollte sich die Weltgemeinschaft nicht zu mehr Klimaschutz verpflichten.
  • Die Finanzminister der Schwellen- und Industrieländer haben sich in Lima über die Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel beraten.
  • Die Finanzierung eines Klimafonds, der die Kassen der ärmsten Länder ab 2020 füllen soll, steht nur zu 60 Prozent; viele Industriestaaten verweigern ihre Zusage.

Von Cerstin Gammelin, Lima

Eindringlich mahnt jetzt auch Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) die internationale Staatengemeinschaft zu mehr Klimaschutz. Die Französin, in deren Heimatland im Dezember ein neues internationales Klimaschutzabkommen unterschrieben werden soll, warnte beim IWF-Jahrestreffen in Lima, ohne konkretes Handeln "werden wir uns in Hühnchen verwandeln und wir werden alle gebraten, gegrillt, getoastet und geröstet".

Fond erst zu 60 Prozent finanziert

Am Freitag berieten die Finanzminister der Schwellen- und Industrieländer über die Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel. Konkret ging es darum, den zugesagten Klimafonds für die ärmsten Länder zu füllen - ab 2020 sollen über diesen Fonds jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stehen. Bisher sind erst Zusagen von knapp 62 Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Mitteln verzeichnet.

Anders als gehofft, gelang es auch in Lima nicht, die Industrieländer zu ausreichend konkreten Zusagen zu bewegen. Frankreichs Staatspräsident François Hollande müsse wohl vor der Pariser Konferenz "noch einmal mit dem Klingelbeutel durch die Mitgliedstaaten ziehen", sagte Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) nach dem Treffen am Freitag.

Mit der Ausnahme von Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden hätte es aus nur wenigen Staaten konkrete Zusagen gegeben. Er habe den Eindruck, die Staaten würden sich immer noch strategisch positionieren, sagte Hoyer. Er mahnte, nicht nur die Summe von 100 Milliarden Dollar in den Fokus zu stellen, sondern besonderes Augenmerk auf die konkreten Projekte zu legen, mit denen die Folgen des Klimawandels in den armen Ländern erträglich gemacht und nachhaltige Energieerzeugung und ähnliche Vorhaben finanziert werden sollen.

Schäubles Appell

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zeigte sich optimistisch, dass die zugesagte Summe von 100 Milliarden Euro erreicht wird. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte er in Lima. Allerdings mahnte auch Schäuble, alle Staaten müssten ihre Verpflichtungen erfüllen. Deutschland will bis zu 4,5 Milliarden Dollar jährlich beisteuern.

Der 100-Milliarden-Dollar-Fonds gilt als Voraussetzung für die Unterschriften des ärmsten Länder unter einen internationalen Klimavertrag in Paris. Mehr als 190 Staaten sollen sich über den Vertrag verpflichten, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zu reduzieren. Wegen der bereits verursachten Klimaschäden sehen ärmere Länder die Industriestaaten in der Pflicht, über den Klimafonds zu helfen.

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