Kein Geld für neue Kfz-Steuern:Zehntausende Griechen melden ihre Autos ab

Greeks to pay more taxes due to economic crisis

Viele Griechen geben kurz vor dem Jahreswechsel ihre Nummernschilder ab, um Steuern zu sparen.

(Foto: dpa)

Lange Schlangen in griechischen Steuerämtern: Kurz vor dem Jahreswechsel geben zahlreiche Griechen ihre Nummernschilder ab, um im neuen Jahr keine Kfz-Steuer mehr zahlen zu müssen. Viele behelfen sich mit Schwarzarbeit.

Deutlicher könnten die Gegensätze in Griechenland kurz vor dem Jahreswechsel kaum sein. Die Politik, in Person von Ministerpräsident Antonis Samaras, übt sich in Durchhalteparolen: "Wir machen nicht schlapp", hatte der Regierungschef bei einem Treffen mit dem Ministerrat am Donnerstag betont. Griechenland müsse tagtäglich beweisen, dass es seine Verpflichtungen erfülle, mahnte Samaras.

Für viele der Menschen, die sich am Freitag in den Steuerämtern des Landes einfinden, ist die Schmerzgrenze längst erreicht. In langen Warteschlangen stehen sie an, um die Nummerschilder ihrer Autos abzugeben, damit sie 2013 keine Verkehrssteuern mehr zahlen müssen.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums haben allein im Dezember 70.000 Kfz-Inhaber ihre Autos aus dem Verkehr gezogen - 15 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. 2011 waren in Griechenland insgesamt etwa 250.000 Autos abgemeldet worden.

Der pleitebedrohte Staat braucht dringend Einnahmen. Im Kampf um neue Geldquellen müssen Besitzer von 15 Jahre alten Kleinwagen jährlich 120 Euro Kfz-Steuer zahlen, Inhaber von Luxusautos bis zu 1320 Euro.

"Vorläufig machen wir in unserer Familie Schluss mit Autofahren. Wir können die 265 Euro Verkehrssteuer nicht zahlen", sagt eine 40-Jährige Frau im griechischen Fernsehen. Sie besitze einen 1,6-Liter-Mittelklassewagen.

Bis zum Freitag hatten dem Ministerium zufolge nur 60 Prozent der Autoinhaber Kfz-Steuern gezahlt. Man prüfe eine Verlängerung der Frist, berichtete das Staatsradio ERA1.

Weniger Lohn, mehr Arbeitslose, mehr Schwarzarbeit

Wegen der harten Sparmaßnahmen ist das Einkommen der Griechen nach Schätzungen der Gewerkschaftsverbände (GSEE-ADEDY) seit 2009 um fast 30 Prozent gesunken. Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem Rekordniveau von mehr als 25 Prozent. 58 Prozent der jungen Leute bis 24 Jahre haben keinen Job.

Die Schwarzarbeit nimmt weiter zu: Mittlerweile arbeiten 35 Prozent der Menschen nach behördlichen Angaben vom Freitag schwarz. 2011 waren es noch 29 Prozent, 2010 etwa 25 Prozent. Insgesamt habe es 2012 etwa 19.000 Kontrollen gegeben. In knapp 6700 Fällen davon seien Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Zum Vergleich: In Deutschland wird der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung, die illegal am Finanzamt vorbei arbeiten, auf zehn Prozent geschätzt.

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