Karstadt:Die etwas andere Karriere der Doris Schröder-Köpf

Von der Kanzlergattin zur Aufsichtsrätin: Doris Schröder-Köpf zieht in das Kontrollgremium von Karstadt ein. Doch was hat ihr Mann Gerhard damit zu tun?

Susanne Höll

Doris Schröder-Köpf hat in ihrem Leben schon einige Hürden genommen. Sie war in ganz jungen Jahren Hauptstadt-Journalistin, damals noch in Bonn, dann alleinerziehende Mutter mit Job, dann Gattin eines Bundeskanzlers. Nun hat sie einen neuen Posten, sie zieht in den Aufsichtsrat von Karstadt ein.

Schröder-Köpf ist neue Karstadt-Aufsichtsrätin

Doris Schröder-Köpf wird nun das Management des Karstadt-Konzerns kontrollieren.

(Foto: dpa)

Das ist insofern überraschend, als man der gebürtigen Bayerin stets und zu Recht viel zutraute, nicht aber unbedingt die traditionellen Qualifikationen, die man braucht, um das Management eines sanierungsbedürftigen Warenhaus-Konzerns zu kontrollieren. Doch der neue Karstadt-Eigentümer, der Milliardär, Philanthrop und Weltverbesserer Nicolas Berggruen, sieht das anders. Bergruen sammelt nicht nur Kunst, er sammelt auch Ideen und Ratgeber. Zu letzteren gehört Ex-Kanzler Gerhard Schröder, ihn holte er in einen internationalen Zirkel, der über Politik in Zeiten der Globalisierung nachdenkt.

Die beiden haben sich in den vergangenen Monaten mehrfach getroffen, mit dabei war Doris Schröder-Köpf. Sie fand, so jedenfalls ist zu hören, Bergruens Karstadt-Rettung faszinierend. Und sie dürfte, so wie man sie kennt, auch zum Thema Warenhäuser und deren Zukunft ihre ganz eigenen Gedanken gehabt und dem Investor nahegebracht haben. Berggruen, der Karstadt mitsamt dem Berliner Traditionshaus KaDeWe in eine neue Zukunft führen will, haben diese Gedanken offenkundig gefallen.

Wäre die heute 47-jährige Schröder-Köpf bei einem anderen Unternehmen in den Aufsichtsrat gegangen, noch dazu als Vertreterin der Arbeitgeberseite, hätte es in der SPD und nicht nur dort spitze Empörungsschreie gegeben. Aber Berggruen gilt als guter Kapitalist, dieses Problem ist mithin gelöst. Bleibt also noch die Frage, ob sie als Frau, die ihre Prominenz vor allem der Heirat mit einem späteren Bundeskanzler verdankt und die in der Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren vor allem als Ehefrau und Mutter dreier Kinder wahrgenommen wurde, ohne klassische Karriere in einem Aufsichtsrat tatsächlich ernst genommen wird.

Stimmt, Schröder-Köpf hat keine kaufmännische Ausbildung. Aber daheim in Hannover managt sie seit Jahren ein nicht so ganz kleines Familienunternehmen, in dessen Mittelpunkt der Staatsmann, Weltreisende, Wirtschaftsvertreter und Rechtsanwalt Gerhard Schröder steht. Und man darf davon ausgehen, dass sie sich mit den Aufgaben und Pflichten einer Aufsichtsrätin in den vergangenen Wochen intensiv befasst hat. Wer in ihrer Position eine solche Aufgabe bekommt, wird sich als Seiteneinsteigerin keinerlei professionelle Blöße geben wollen.

Überhaupt werden Unternehmen künftig wohl nach Seiteneinsteigerinnen Ausschau halten müssen, jedenfalls dann, wenn sie mehr Frauen in die Aufsichtsgremien berufen wollen. Denn der Kreis der einschlägig fachlich versierten Damen ist begrenzt. Mit dem Einstieg Schröder-Köpfs kletterte übrigens der Frauenanteil im Karstadt-Aufsichtsrat auf die magische 40-Prozent-Marke, die etwa in Norwegen eine feste Vorgabe ist. Schröder-Köpf wird das gefreut haben. Sie hat schon vor mehr als 20 Jahren für Frauenquoten gestritten.

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