Insolventer Verlag:Bangen um Weltbild

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Von den 220 Weltbild-Filialen in Deutschland sind bis zu 100 in ihrer Existenz bedroht. (Foto: dpa)

Um den Buchverlag für Investoren interessant zu machen, plant Insolvenzverwalter Geiwitz bis zu 100 Filialen zu schließen. Außerdem will er die Logistik-Sparte separat verkaufen. Doch die Arbeitnehmer-Vertreter haben andere Pläne.

Von Stefan Mayr

Von den 220 Weltbild-Filialen in Deutschland sind bis zu 100 in ihrer Existenz bedroht. Dies berichtet das Branchenblatt Buchreport Express. Demnach ist geplant, 60 Filialen definitiv zu schließen. Bei 40 weiteren Standorten soll geprüft werden, ob sie künftig wirtschaftlich betrieben werden können. Zudem will Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz angeblich auch die Logistik-Sparte der Verlagsgruppe separat verkaufen.

Beide Meldungen dementiert Patrick Hacker, Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz, nicht. Er sagt: "Entschieden ist heute noch nichts."

Vor sieben Wochen hat die Weltbild Verlagsgruppe Insolvenz angemeldet, vor einer Woche startete die Filialtochter Weltbild plus in die Planinsolvenz. Letztere beschäftigt in Deutschland in 197 Weltbild- und 23 Jokers-Geschäften 1400 Mitarbeiter. Davon müssen nun also etwa die Hälfte um ihren Job bangen. Wie viele Filialen geschlossen werden, hängt wohl davon ab, an welchen Standorten Weltbild neue Mietverträge mit weniger Kosten vereinbaren kann. Offenbar will die Geschäftsführung bessere Konditionen aushandeln. Wo dies nicht gelingt, könnten bald die Lichter ausgehen.

Zahlreiche Mitarbeiter werden wohl entlassen

Das weitere Vorgehen auf der Suche nach einem Investor ist zwischen Insolvenzverwaltung und Betriebsrat umstritten: Geiwitz und Partner wollen die Braut schnellstmöglichst abspecken, um sie für Investoren aufzuhübschen. Die Arbeitnehmer-Vertreter dagegen wollen die Filialschließungen erst mit dem neuen Eigentümer aushandeln. Auch über die angedachte Trennung von der Logistik gehen die Meinungen auseinander.

Am Freitag trafen sich Insolvenzverwalter, Betriebsräte und Gewerkschafter in München mit Vertretern des bayerischen Arbeitsministeriums. Dabei teilte Arndt Geiwitz mit, er habe die Fristen zur Abgabe von Kaufangeboten verlängert. Grund: Die Herauslösung der Filialen aus der Deutsche Bund Handels GmbH.

Zudem wurden Wege erörtert, wie der Freistaat gekündigte Mitarbeiter unterstützen kann - etwa durch Qualifizierungsmaßnahmen. Von April an werden die Gehälter der 2200 Mitarbeiter nicht mehr von der Arbeitsagentur gezahlt. Das kostet Geiwitz acht Millionen Euro pro Monat zusätzlich. Wie in vielen anderen Insolvenzverfahren werden vor Ablauf dieser Frist wohl zahlreiche Mitarbeiter entlassen.

© SZ vom 01.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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