Illegale Preisabsprachen:Schienenkartell soll sich im Bordell getroffen haben

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Beim Abendessen die Preise für Schienen besprechen, danach gemeinsam ins Bordell: Mehr als 70.000 Euro sollen Mitarbeiter großer Stahlkonzerne für ihre Unterhaltung ausgegeben haben, schreibt das "Handelsblatt". Die beteiligten Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück.

Was machen Jedi, Bleichgesicht und Domina in einem Bordell? Sie besprechen die Preise für Bahngleise. So soll es zumindest im Fall des sogenannten Schienenkartells gewesen sein. Stahlkonzerne wie Thyssen-Krupp und Voestalpine haben ihre Schienen zu überhöhten Preisen an Abnehmer verkauft, darunter auch die Deutsche Bahn. Die Mitglieder der sogenannten "Schienenfreunde" gaben sich skurille Decknamen, um nicht aufzufliegen.

Wie das Handelsblatt nun berichtet, soll einer der beteiligten Manager die Geschäftspartner zu Bordellbesuchen eingeladen haben. Zuvor hätten sie beim Abendessen die Preise besprochen.

Ein früherer Geschäftsführer einer deutschen Voestalpine-Tochter habe in den Jahren von 2005 bis 2009 insgesamt 35 Rechnungen über insgesamt 71.276,24 Euro eingereicht, schreibt die Zeitung. Das gehe aus Urteilen des Landgerichts Duisburg hervor. Auch Mitarbeiter der Deutschen Bahn sollen bei den Treffen dabei gewesens sein.

Die Bahn wies die Vorwürfe zurück. "Laut übereinstimmender Auskunft der Ermittlungsbehörden gibt es im Verfahren gegen das Schienenkartell keine Hinweise auf solche Handlungen", erklärte der Konzern. "Auch Einladungen ins Rotlichtmilieu wurden bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht bekannt", hieß es weiter.

Thyssen-Krupp erklärte ebenfalls, man habe keine Kenntnis von den Rechnungen. Voestalpine bestätigte die Existenz der Rechnungen, betonte aber, dass diese nicht im Zusammenhang mit dem Schienenkartell stünden.

Behörden ermitteln weiter

Das Kartell war die Stahlkonzerne Thyssen-Krupp und Voestalpine bereits teuer zu stehen gekommen. Das Bundeskartellamt hatte gegen die Unternehmen im Juli Bußgelder von insgesamt 124,5 Millionen Euro verhängt. 103 Millionen Euro davon entfielen auf eine ThyssenKrupp-Tochter. In diesem Teil des Verfahrens ging es um Kartellabsprachen, von denen die Deutsche Bahn als Käufer der Schienen betroffen war.

Deutsche Behörden treiben ihre Ermittlungen aber weiter voran. Nun geht es um illegalen Preisabsprachen, bei denen auch kommunale Verkehrsbetriebe geschädigt worden sein sollen. "Die Untersuchung läuft weiter", sagte ein Sprecher des Bundeskartellamts. Ein Ende der Ermittlungen sei aber noch nicht absehbar - es handele sich um ein "komplexes Verfahren mit vielen Beteiligten".

Thyssen-Krupp hatte bereits Rückstellungen über 30 Millionen Euro mit Blick auf diese Ermittlungen gebildet. Der Konzern wollte sich zu Details der Untersuchungen nicht äußern.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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