Gigaliner:Ramsauer will Riesen-Lkw gegen die Länder durchsetzen

Superlang, superschwer und superumstritten: Ursprünglich sollte der Feldversuch für die sogenannten Gigaliner nur auf Autobahnen stattfinden. Verkehrsminister Ramsauer will die Riesen-Laster per Ausnahmeverordnung jetzt aber auch auf einigen Bundes- und Landstraßen testen. Doch die Länder drohen damit, die 25-Meter-Lkw juristisch auszubremsen.

Dagmar Deckstein

Der Streit um den flächendeckenden Feldversuch mit sogenannten Gigalinern eskaliert weiter. Immer mehr Bundesländer wehren sich gegen den Plan von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, CSU, den Einsatz solcher superlangen und superschweren Lastwagen vom Herbst an auch über den Bundesrat hinweg per Ausnahmeverordnung durchzusetzen. Der Feldversuch sollte ursprünglich nur auf Autobahnen, nach neuerer Planung nun aber auch auf ausgewählten Bundes- sowie einigen Landes- und Kreisstraßen stattfinden.

Hermann will Gigaliner nicht über Land fahren lassen

25 Meter lang und bis zu 44 Tonnen schwer: Die Gigaliner kämen den großen Speditionen entgegen, aber politisch sind sie seit Jahren umstritten.

(Foto: dpa)

Der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder, Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) kündigte jetzt an, mehrere Länder wollten juristische Schritte prüfen und klären lassen, ob dadurch die Rechte der Bundesländer verletzt werden.

Vogelsängers Vorstoß unterstützt auch Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann, der mit Ramsauer ohnehin wegen des milliardenschweren Bahnprojekts Stuttgart 21 im Dauerclinch liegt. "Wenn Bundesverkehrsminister Ramsauer das macht, muss er wissen, dass seine Gigaliner nicht von der Autobahn runterkommen", so Hermann.

Wenn die bis zu 44 Tonnen schweren Lkw doch die Autobahnen verlassen wollten, müssten sie wohl oder übel vorher zerlegt werden. Ramsauer könne auch noch eine Ausnahmegenehmigung für Umleitungen erlassen. "Aber ins Land rein kommen die Riesen-Lkw nicht. Das sind sozusagen gefangene Gigaliner auf der Autobahn, also Transitliner", sagte Hermann.

Es sei ungewöhnlich, dass ein Bundesverkehrsminister so vehement Lobbyinteressen eines kleines Teils des Spediteurgewerbes vertrete. Der Lkw-Hersteller Daimler sei hier ein "Treiber". Zudem stünden die Paketdienste dahinter, weil sie das große Fassungsvermögen der Gigaliner bräuchten.

Der Stuttgarter Daimler-Konzern, zugleich weltgrößter Nutzfahrzeughersteller, widerspricht. "Wir sind weder Treiber noch Verhinderer des Einsatzes von Gigalinern", so eine Unternehmenssprecherin. "Das Ganze ist letztlich eine politische Entscheidung." Und um die geht letztlich der jüngste Streit zwischen Ramsauer und den Bundesländern. Bisher dürfen in Deutschland Lkw mit Anhängern eine Länge von 18,75 Metern und ein Gesamtgewicht von 25 Tonnen nicht überschreiten.

Die neuen Gigaliner gehören in anderen, dünn besiedelten Ländern wie Finnland und Schweden längst zum Straßenbild und dürfen mit einer Länge von 24,95 Metern und bis zu 60 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mehr Fracht auf einmal transportieren.

Spediteuren käme der Frachtvorteil zupass. Heiner Rogge, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) sagt: "Wir würden beim Einsatz der Gigaliner erhebliche Kosten sparen, weil wir weniger Lkw, Fahrer, Fuhren und Benzin benötigen." Herstellern wie Daimler, MAN, Scania oder Volvo verhagelte das Mega-Geschäft allerdings das herkömmliche. Gigaliner ersetzten jeden dritten der traditionellen Lastwagen.

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