Geldwerkstatt:Ganz schön komplex

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Die Preise für Rohstoffe schwanken stark, können aber auch dazu beitragen, das Risiko bei der Geldanlage zu streuen. Wie sinnvoll Anlagen in Öl, Metalle und Wald wirklich sind. Ein Überblick.

Von Felicitas Wilke, München

Die Krux mit den Rohstoffen beginnt schon bei der Frage, was man überhaupt zu ihnen zählt. Öl gehört dazu, keine Frage, außerdem Erdgas, Industriemetalle und Agrarprodukte. Je nach Definition lassen sich auch die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium dazu zählen. Geht es nach Markus Steinbeis, der das Portfoliomanagement bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen leitet, dann können Rohstoffe durchaus sinnvoll sein, um das Anlageportfolio möglichst breit zu streuen. Denn: "Rohstoffe haben ihre eigenen Zyklen und weisen deshalb eine andere Wertentwicklung als Aktien und Anleihen auf", sagt Steinbeis.

Illustration: Lisa Bucher (Foto: Lisa Bucher)

Doch auch zwischen den verschiedenen Rohstoffen gibt es Unterschiede. Während der Ölpreis in den vergangenen Jahren wegen des schwachen weltweiten Wirtschaftswachstums stark gesunken ist, stiegen die Preise für Gold und Silber zuletzt wieder deutlich - um 20 beziehungsweise mehr als 30 Prozent. "Rohstoffe sind sehr volatil", sagt Steinbeis, sie hingen stark von wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren ab. Wer sein Geld mittel- bis langfristig in Rohstoffe anlegen und nicht mit einzelnen Rohstoffen kurzfristig spekulieren will, sollte auf verschiedene Rohstoffe setzen, "um die Schwankungen der Anlage in Grenzen zu halten".

Niedrige Zinsen, hohe Unsicherheit - wie soll man da noch sein Geld investieren? In der "Geldwerkstatt" erklären wir aktuelle Fragen zur Geldanlage. (Foto: SZ-Grafik)

Wer einen Teil seines Gelds in Rohstoffe anlegen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Ein Überblick:

Physische Rohstoffe

Kein Mensch kann Unmengen Öl oder tonnenweise Kupfer im Keller lagern. Viele Anleger setzen aber auf physische Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin. Zum einen können sie wie bei anderen Formen der Geldanlage auch darauf hoffen, dass die Preise steigen - und damit der Wert der erworbenen Barren oder Münzen. Zum anderen könne man Gold, aber auch Silber anders als gedrucktes Geld nicht unbegrenzt vermehren, so Steinbeis. Gold sei als "ultimative Währung seit Jahrtausenden weltweit akzeptiert" und damit eine Art Versicherung gegen den Kollaps des Finanzsystems. "Eine Versicherung, die man hoffentlich nie benötigen wird", fügt er hinzu. Er findet es sinnvoll, wenn Edelmetalle fünf bis zehn Prozent des Portfolios ausmachen. Anleger müssten dabei aber die Lagerkosten berücksichtigen. Und: Anders als Aktien, Immobilien oder Geldwerte werfen Edelmetalle keine Erträge in Form von Dividenden, Miete oder Zinsen ab.

Rohstoffaktien

Genau wie andere Unternehmen geben auch Ölkonzerne, Minenbetreiber oder Metall verarbeitende Firmen Aktien heraus. Der Vorteil: Hier sind Dividenden möglich. Jedoch hängt der Aktienkurs nicht nur von den schwankenden Rohstoffpreisen ab, sondern auch davon, wie sich der Aktienmarkt allgemein entwickelt. Auch wenn die Unternehmen schlecht wirtschaften, fallen die Kurse tendenziell. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät davon ab, gezielt auf einzelne Rohstoffaktien zu setzen. Investiert man beispielsweise in Aktien-ETF, enthielten diese teilweise ohnehin die Werte von Firmen aus dem Rohstoffbereich.

ETC

Exchange Traded Commodities, kurz ETC, bezeichnen börsengehandelte Wertpapiere, die es Anlegern ermöglichen, in Rohstoffe zu investieren - und zwar ohne sie selbst aufbewahren zu müssen. Sie bilden die Preisentwicklung von Metallen, Öl, Erdgas oder anderen Rohstoffen nach. Diesen Aspekt haben ETC mit börsengehandelten Indexfonds, abgekürzt ETF, gemein. Es gibt aber auch wichtige Unterschiede. ETC funktionieren ähnlich wie Zertifikate und unterliegen damit einem Emittentenrisiko. Das heißt: Geht der Herausgeber der Wertpapiere, der sogenannte Emittent, pleite, dann kann der Anleger einen Teil der eingesetzten Summe oder schlimmstenfalls alles verlieren. Es gibt allerdings Möglichkeiten, sich gegen das Risiko abzusichern. So gibt es bei einigen Anbietern physisch hinterlegte ETC. "Hier wird beispielsweise der Gegenwert bei Treuhändern mit Gold hinterlegt, das nicht verliehen werden darf", sagt Steinbeis. Dabei werden aber wiederum Kosten für die Lagerung fällig.

ETF

Exchange Traded Funds sind börsengehandelte Fonds, die die Entwicklung bestimmter Indizes nachbilden. Dieses passive Management macht ETF deutlich günstiger als Investmentfonds. Anders als bei ETC kann man bei ETF nicht in einzelne Rohstoffe investieren. Der ETF basiert stattdessen auf einem Index, der neben Öl beispielsweise auch Kupfer, Gold oder Rind enthalten kann. Der Wert des Fonds orientiert sich an der Indexentwicklung der Rohstoffe und schwankt im gleichen Maße. Anders als ETC unterliegen ETF keinem Emittentenrisiko. In letzter Zeit mussten Rohstoffindizes aber enorme Einbußen hinnehmen. Der S&P GSCI Rohstoffindex hat in den vergangenen drei Jahren mehr als 50 Prozent verloren. Wie auch ETC bilden Rohstoff-ETF in der Regel nicht aktuelle Preise für Rohstoffe ab, sondern basieren auf Terminkontrakten - also Preisen für die Lieferung in der Zukunft. Das sei komplex, warnt Verbraucherschützer Nauhauser. Er empfiehlt, im Zweifel eher auf Goldmünzen zu setzen, wenn man in Rohstoffe investieren wolle - trotz der Lagerkosten.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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