Geldsegen für Fiskus:Hoeneß bezahlt Steuerschulden

Uli Hoeness

Seit 2. Juni 2014 Insasse der JVA Landsberg am Lech: Uli Hoeneß, 62, von 1979 bis 2009 Manager des FC Bayern und danach dessen Präsident.

(Foto: Rene Ruprecht/dpa)

Erst hat er 30 Millionen Euro an das Finanzamt bezahlt, dann bekam er zum ersten Mal Ausgang: Uli Hoeneß hat seine Steuerschuld beglichen. Für die Behörde in Miesbach ist das ein Geldsegen. Sie dürfte in diesem Jahr Rekordzahlen verzeichnen.

Von Ulrich Schäfer

Das Finanzamt im oberbayerischen Miesbach hat in den vergangenen Jahren im Schnitt an die 600 Millionen Euro an Steuern pro Jahr kassiert. Mal war es ein bisschen weniger, mal ein bisschen mehr - so wie 2013. Da trieben die Beamten aus der Schlierseer Straße 5 insgesamt 619 Millionen ein. Ein neuer Rekord.

In diesem Jahr dürften die Miesbacher Beamten ihr Ergebnis noch einmal kräftig steigern. Denn auf dem Konto der Behörde ist in den vergangenen Monaten - verteilt auf zwei Tranchen - die wohl größte Steuerzahlung eingegangen, die das Amt jemals von einer Privatperson erhalten hat. Insgesamt sind es gut 30 Millionen Euro gewesen.

Das Geld stammt von Uli Hoeneß. Noch vor seinem Haftantritt am 2. Juni, heißt es in Kreisen der bayerischen Finanzverwaltung, habe der ehemalige Präsident des FC Bayern München den allergrößten Teil seiner Steuerschuld beglichen. Rund 90 Prozent der ausstehenden Summe habe er überwiesen, der Rest sei dann im Sommer auf Konten der Finanzverwaltung eingegangen. Das bayerische Landesamt für Steuern wollte sich hierzu nicht äußern. Eine Sprecherin verwies auf das Steuergeheimnis.

Erstmals Ausgang nach beglichener Steuerschuld

Dass Hoeneß seine Steuerschuld beglichen hat, war eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass er am vergangenen Samstag - nur dreieinhalb Monate nach Antritt seiner Haft - erstmals Ausgang erhielt. Für einige Stunden durfte er die Justizvollzugsanstalt Landsberg verlassen. Seine Frau Susi und Sohn Florian holten ihn ab und fuhren mit ihm in das Anwesen der Familie in Bad Wiessee am Tegernsee.

Noch im Frühjahr war in den Medien spekuliert worden, Hoeneß könne seine Steuerschuld nicht begleichen. "Ist Hoeneß jetzt pleite?", munkelte der Focus. Gerüchte kursierten, der Bayern-Manager und Wurst-Fabrikant müsse sein Haus am Tegernsee verkaufen - und selbst dann könne er seine Schulden beim Finanzamt Miesbach nicht bezahlen.

Wie viel Hoeneß dem Finanzamt genau geschuldet hat, wurde offiziell nie bestätigt, lässt sich aber ziemlich exakt hochrechnen. Als der Bayern-Manager im März dieses Jahres vom Landgericht München zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt wurde, da rechnete Richter Rupert Heindl in seiner Urteilsbegründung vor, Hoeneß habe bei seinen Börsengeschäften in der Schweiz über mehrere Jahre insgesamt Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro hinterzogen.

Steuerschuld beläuft sich auf gut 40 Millionen Euro

Was Heindl nicht erwähnte: Hinzu kommen noch Verzugszinsen von sechs Prozent pro Jahr. Insgesamt beläuft sich damit die Steuerschuld von Hoeneß auf gut 40 Millionen Euro. Exakt zehn Millionen Euro davon beglich er bereits 2013, als er seine Selbstanzeige beim Finanzamt Miesbach einreichte. Dies lässt sich auch in der Statistik des Finanzamts ablesen. Die Einnahmen aus der veranlagten Einkommensteuer, unter die auch Kapitalerträge fallen, stiegen im Jahr 2013 um gut 20 Prozent auf einen neuen Rekordwert: 126 Millionen Euro. Ein knappes Zehntel dieser Summe stammt von Hoeneß.

Nun registrierte man in Miesbach die nächsten beiden Zahlungen. Möglich war dies, weil das Finanzamt nach dem Prozess im März - basierend auf der Selbstanzeige von Hoeneß und den von ihm eingereichten Unterlagen - sehr schnell einen ersten, vorläufigen Steuerbescheid erstellt hatte. Aufgrund dessen konnte Hoeneß den größten Teil seiner Steuerschuld begleichen. Der endgültige Bescheid des Finanzamts, aus dem die exakte Forderung der Behörde hervorging, ließ anschließend auch nicht sehr lange auf sich warten, er wurde im Sommer verschickt. Und Hoeneß zahlte wieder prompt.

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