Fußball-Europameisterschaft:Kartellamt ermittelt gegen DFB wegen EM-Ticketverkauf

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  • Das Bundeskartellamt ermittelt gegen den DFB. Der Verband soll beim Verkauf der Tickets für die Fußball-EM 2016 womöglich seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt haben.
  • Fußballfans mussten Mitglied im kostenpflichtigen Fanclub der Nationalmannschaft sein, um Eintrittskarten bestellen zu dürfen.

Wegen der umstrittenen Vergabe von Tickets für die Fußball-EM 2016 in Frankreich steht dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Verwaltungsverfahren durch das Bundeskartellamt bevor. Die Behörde bestätigte, dass ein Verfahren wegen des Verdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung eingeleitet wurde.

Der Grund: "Der DFB hat bei dem Verkauf der Tickets für die Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 den Ticketerwerb an eine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Fanclub Nationalmannschaft gekoppelt", sagte ein Behördensprecher der Zeitung Thüringer Allgemeine. In der ersten Verkaufsphase für die Vorrundenspiele der DFB-Elf durften sich nur registrierte Mitglieder um Tickets bewerben.

Der Erwerb von Tickets für die EM 2016 sei für Fußballfans ohnehin schwierig, da nicht jeder Antragsteller ein Ticket bekommen werde, kommentierte Andreas Mundt als Präsident des Bundeskartellamtes: "Wenn zusätzlich die Möglichkeit des Ticketerwerbs an eine kostenpflichtige Fanclub-Mitgliedschaft gekoppelt wird, dann wird nicht nur der insgesamt zu zahlende Preis für Tickets erhöht, sondern es fällt auch im Falle einer erfolglosen Ticketbeantragung die Mitgliedschaftsgebühr an."

DFB: "Keineswegs eine Akquise-Aktion für den Fanclub"

19 von 24 Teilnehmerländern hätten hingegen lediglich die Staatsbürgerschaft oder den Wohnsitz als Voraussetzung für den Ticketerwerb für Spiele der jeweiligen Nationalmannschaften festgelegt, hieß es weiter.

Die Vergabepraxis des DFB war schon zu Beginn der Kartenbewerbungsphase auf Kritik gestoßen, weil zunächst nur Fanclub-Mitglieder des Nationalteams ein Vorrecht hatten. DFB-Sprecher Jens Grittner hatte diese Entscheidung im Dezember 2015 verteidigt. "Zum einen können wir so ausschließen, dass unter den Bestellern welche mit Stadionverbot sind", sagte er. "Und zweitens wollen wir denjenigen, die ständig bei Auswärtsfahrten dabei sind und die Stimmung machen, eine Art Treuebonus zukommen lassen". Es handle sich "keineswegs um eine PR-Maßnahme oder Akquise-Aktion für den Fanclub. Das wäre schlichtweg eine unzutreffende Interpretation". Auch in anderen Ländern wie England oder EM-Gastgeber Frankreich wird eine solche Verkaufspraxis angewandt.

Kommt das Kartellamt zu dem Schluss, dass der DFB tatsächlich missbräuchlich gehandelt hat, kann sie den Verband anweisen, die Praxis zu unterlassen. Es ist offen, ob das Verfahren noch den aktuellen Verkauf erfassen wird - die EM im Frankreich beginnt bereits im Juni.

© SZ.de/dpa/Reuters/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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