Fußball:Der FC Bayern will den Erfolg exportieren

Lesezeit: 3 min

Das Logo des FC Bayern gibt es jetzt auch auf chinesischen Fächern - der Bundesligist expandiert. (Foto: Andrea Hassenstein/Getty Images)
  • Der FC Bayern München hat bereits ein Büro in New York, bald wird eines in Shanghai eingeweiht.
  • Auch für die Sponsoren des Klubs ist die Internationalität wichtig.

Von Caspar Busse und Christoph Giesen, München/Peking

Mitte Juli ist es wieder so weit. Dann startet die Mannschaft des FC Bayern München die neue Saison, und sie beginnt ihre große PR-Reise nach der Sommerpause. Im vergangenen Jahr tourte das Team durch die USA, diesmal geht es in Richtung Asien - Stopps in Shanghai, Shenzhen und Singapur sind geplant. Dazu vier Testspiele gegen englische und italienische Mannschaften.

China - diesen Markt hat der FC Bayern für sich entdeckt. Im vergangenen September eröffnete Jörg Wacker, im Vorstand der FC Bayern München AG für Strategie, ein eigenes Büro mit sechs Mitarbeitern in Shanghai, das erste eines europäischen Klubs auf dem chinesischen Festland, wie die Bayern selbst sagen. Die anderen europäischen Klubs, besonders aus England, sind schon seit Jahren vertreten - allerdings in Hongkong. In der kommenden Woche soll die feierliche Einweihung des Bayern-Büros zusammen mit den früheren Spielern Giovane Elber und Bixente Lizarazu folgen.

"Wer mit den Großen spielen will, muss in die Welt"

135 Millionen Bayern-Sympathisanten gebe es im Land, sagt Wacker. Das ist eine Menge, und gut fürs Geschäft. "Wer mit den Großen spielen will, muss in die Welt", sagte Wacker schon im vergangenen Sommer. Dabei geht es darum, die Popularität des Vereins zu steigern und damit auch die Umsätze, etwa mit dem Verkauf von Trikots und Fanartikeln, aber auch in der Vermarktung der Fernsehrechte. Für die zahlreichen Sponsoren ist die Internationalität ebenfalls wichtig. In den USA etwa haben mehr als ein Dutzend der FC-Bayern-Partner Aktionen rund um die Tour der Mannschaft durchgeführt. Seit 2014 schon gibt es ein Büro in New York, nun also auch in China.

Seit bei paar Jahren boomt der Fußball in der Volksrepublik. Allen voran, der mächtige Parteichef Xi Jinping ist ein großer Anhänger. Bis 2050, so Xis Vorgabe, soll China eine "Fußball-Weltmacht" sein mit mindestens 50 Millionen aktiven Spielern im Land. Überall in der Volksrepublik werden deshalb Fußballplätze gebaut. Chinas Vereine zahlen irrwitzige Ablösesummen. Profis wie der Brasilianer Hulk, der Belgier Axel Witsel oder der Argentinier Carlos Tevez spielen nun für chinesische Klubs. Nationaltrainer ist seit vergangenem Herbst Marcello Lippi. 2006 gewann er mit der italienischen Mannschaft den WM-Titel, angeblich soll er mehr als 20 Millionen Euro Jahresgage bekommen.

Chinesische Milliardäre haben sich in den vergangenen Monaten an mehreren europäischen Vereinen beteiligt. Die Liste ist eindrucksvoll: Inter Mailand genauso wie der Stadtrivale AC Mailand, Atletico Madrid oder Aston Villa. Ob allerdings weitere Klubübernahmen in Europa folgen werden, ist fraglich, die Regierung hat jüngst den Großdeals einen Riegel vorgeschoben. Der Verdacht der Funktionäre: Kapitalflucht.

Nicht nur der FC Bayern, auch die Bundesliga im Allgemeinen ist in China beliebt. In den chinesischen Digitalmedien sei die Bundesliga zum zweiten Mal in Folge die Nummer eins unter den europäischen Fußballligen, teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) kürzlich mit. "China und seine 500 Millionen Fußball-Fans bieten herausragende Möglichkeiten für die Bundesliga und ihre Clubs", sagt Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL.

Seit fünf Jahren in China aktiv

Es gebe auch eine eigene chinesische Internetseite der Bundesliga, und es seien weitere Maßnahmen in Vorbereitung. So wurde zuletzt eine Partnerschaft mit dem Internetunternehmen Baidu, dem chinesischen Pendant zu Google, bekannt gegeben, um die digitale Präsenz auszubauen. Und der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer, beim FC Bayern im Aufsichtsrat, hatte schon mal angeregt, dass einzelne Bundesliga-Partien - wie das Saisoneröffnungsspiel - im Ausland, etwa in China stattfinden könnten.

Der FC Bayern ist seit fünf Jahren in China aktiv. Bereits 2012, noch unter Trainer Jupp Heynckes, unternahmen die Spieler ihre erste China-Reise, 2015 dann waren sie mit Pep Guardiola wieder unterwegs. Klar ist, dass dabei nicht der sportliche Aspekt, sondern die kommerziellen Interessen im Vordergrund stehen. Außerdem gibt es eine Kooperation mit Alibaba, dem chinesischen Online-Händler. Viele der Bayern-Sponsoren wie Audi, Adidas oder DHL sind stark in China vertreten und hoffen auf positive Abstrahleffekte auch auf ihre Marken, wenn die Beliebtheit des Fußballklubs steigt. Das Engagement ist aber nicht nur kommerziell, die Deutschen engagieren sich auch gesellschaftlich.

So werden Stipendien für die Tongji-Universität in Shanghai vergeben. Außerdem ist ein Nachwuchszentrum für junge Fußballer angedacht. Ähnliche Pläne hat man auch beim Liga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt. Jüngst war eine Delegation des Vereins in China, um das deutsche Modell der Fußballschulen bekannter zu machen. "Soccer Engineering", nennen sie das in Frankfurt.

Schon bald sollen chinesische Talente in Frankfurt ausgebildet werden. "Wir haben bereits ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe des Flughafens gekauft", sagte der Frankfurter China-Beauftragte, Michael Müller, der China Daily. 3000 Kinder sollen künftig pro Jahr geschult werden. Neben Hallenplätzen, einem Schlafsaal und einem Medizinzentrum baut die Eintracht auch ein chinesisches Restaurant. Damit ja nichts schiefgeht.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Landsberg
:Hoeneß in Haft abgelichtet

Ex-Mithäftling wegen heimlichen Fotografierens verurteilt

Von Christian Rost

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: