Françoise Bettencourt-Meyers:L'Oréals streitbare Milliarden-Erbin

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Françoise Bettencourt-Meyers: Die resolute Milliardärin ist Nebenklägerin im Skandalprozess und inzwischen die starke Frau im L'Oréal-Konzern. (Foto: AFP)
  • Am Montag beginnt in Bordeaux der Prozess um mutmaßliche Erbschleicherei, Bestechung und Betrug um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt.
  • Als Nebenklägerin ist ihre Tochter Françoise Bettencourt-Meyers vertreten. Sie hatte die Aufarbeitung eines Skandals angestoßen, der sogar Frankreichs ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy erreichte.

Von Christian Wernicke

Sie wird da sein, wenn am Montag in Bordeaux die Strafrichter den Gerichtssaal betreten. Das lässt sich Françoise Bettencourt-Meyers nicht nehmen. Die 61-jährige Milliardenerbin wird unerbittlich dreinschauen, wenn die zehn Beschuldigten - darunter Künstler, Finanzberater, Anwälte und sogar ein ehemaliger Minister - auf der Anklagebank Platz nehmen. Als Nebenklägerin wird sie wohl Genugtuung darüber empfinden, dass nun der letzte Akt in diesem so spektakulären Skandal um mutmaßliche Erbschleicherei und "Ausnutzung von Schwäche", um Bestechung und Betrug beginnt. Endlich, nach mehr als sieben Jahren.

Der Strafprozess in Bordeaux ist der Anfang vom Ende einer Affäre, die mit Nicolas Sarkozy vorübergehend sogar einen amtierenden Präsidenten in die Schlagzeilen zerrte. Es war ganz allein Françoise Bettencourt-Meyers, die gestrenge, bisweilen düster wirkende Tochter, die Autorin anerkannter Bücher über griechische Mythologie, über das Christen- und das Judentum, die all dies 2007 vom Zaun brach. Gegen alle Welt, und vor allem gegen ihre Mutter.

Eine der reichsten Frauen Europas - und dement

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Liliane Bettencourt, damals 85 Jahre alt, ist als Alleinerbin des L'Oréal-Gründers Eugène Schueller die reichste Frau Europas. Der Wert ihres Aktienanteils an dem Kosmetikkonzern wird auf mehr als 30 Milliarden Dollar taxiert. Mutter Bettencourt, verwitwet, liebt das Leben, sucht Gesellschaft - und pflegt dabei den Umgang mit Gestalten, die ihre Tochter Schlimmstes argwöhnen lassen. Angeblich erliegt die Mutter den Einflüsterungen des Fotografen und Dandys François-Marie Banier, dem die alte Dame Millionengeschenke bereitet. Da greift die Tochter ein: Sie zeigt Banier an, wenig später beantragt sie zudem die Entmündigung der Mutter.

Verbindungen bis in höchste Kreise

Nun hat Paris seine "Bettencourt-Affäre". Was als erbitterte Generationenfehde beginnt, weitet sich aus zu einem Skandal der höchsten Kreise. Auch Finanzberater und Anwälte der greisen Mutter geraten in Verdacht, deren Demenz auszunutzen. Während die Patriarchin medizinische Tests ihres Geisteszustands verweigert, tauchen 2010 Tonbänder auf, die der Butler heimlich mitgeschnitten hat. Die Aufnahmen enthüllen, dass Madame viele Millionen Euro vorbei am Fiskus in der Schweiz deponiert hat.

Der "Fall Bettencourt" wird auch noch politisch. Éric Woerth, der konservative Budgetminister, buhlte im Salon offenbar um einen Job für seine Frau - und soll als Schatzmeister des Präsidentschaftswahlkampfes von Nicolas Sarkozy illegale Parteispenden eingestrichen haben.

Françoise Bettencourt-Meyers hat 2007 nicht geahnt, was sie lostreten würde. Bereut hat sie es nicht. Die Moralistin, die als Kind katholisch erzogen wurde, um dann zum jüdischen Glauben zu wechseln, hat ihren eigenen, sturen Kopf. Sie genügt sich selbst, spielt täglich bis zu drei Stunden Klavier. Und sie hat gewonnen: Die Mutter ist entmündigt, bei L'Oréal ist nun sie die starke Frau.

© SZ vom 26.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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