Finanzkrise:Spanien beantragt Milliarden-Hilfe für Banken

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Euro-Sorgenkind Spanien hat offiziell den lange erwarteten Antrag auf Hilfsmilliarden für seinen maroden Bankensektor an die Euro-Partner abgeschickt. Wie viel Geld das Land tatsächlich braucht, ist weiter unklar.

Spanien hat bei den Euro-Partnern Milliarden-Hilfen für die angeschlagenen Banken beantragt. Nach Worten von Wirtschaftsminister Luis de Guindos wurde am Montag offiziell der Brief abgesandt. Das berichtete die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE. Demnach schickte de Guindos den Antrag an Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker.

Der Brief ist abgeschickt: Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat nun offiziell Milliarden-Hilfen für die angeschlagenen Banken des Landes bei der EU beantragt. (Foto: dpa)

Der Brief enthält den formalen Hilfsantrag, nennt aber keine Details über die Modalitäten des Kredits. Die Konditionen müssen erst noch mit der Eurogruppe ausgehandelt werden, laut de Guindos soll dies bei einem Treffen am 9. Juli geschehen. Dabei wirde es um die benötigte Summe, die Höhe der Zinsen und die Rückzahlungsfristen gehen.

Derzeit wird über die Bedingungen noch spekuliert. Einem FT-Bericht zufolge sollen einige Euro-Partner eine grundlegende Umstrukturierung des spanischen Bankensektors verlangen, die eine Einführung einer oder mehrerer sogenannter Bad Banks beinhalten würde, die den Banken die faulen Kredite abnehmen - ähnlich wie es in Irland gemacht wurde. Umstritten ist außerdem, auf welchem Wege die Hilfen nach Spanien überwiesen werden sollen - direkt an die Banken oder an die Regierung in Madrid.

Offen ist auch, aus welchem Topf die Hilfen bezahlt werden. Sollte der Euro-Rettungsschirm ESM tatsächlich wie angedacht bis zum 9. Juli in Kraft treten - an jenem Tag, an dem auch über das spanische Hilfspaket verhandelt werden soll - würden die Milliarden wohl daraus entnommen werden. Das allerdings hätte gravierende Folgen für die privaten Gläubiger des spanischen Staates - denn die europäischen Geldgeber hätten dann Vorrang, wenn das Geld des spanischen Staates einmal nicht reichen sollte, alle Gläubiger zurückzuzahlen. Vor allem Deutschland dringt auf diese Finanzierung, um im Falle der Zahlungsunfähigkeit nicht leer auszugehen.

In der vergangenen Woche stellte Spaniens Finanzminister Cristóbal Montoro zwei Gutachten vor, wonach die spanische Bankenbranche bis zu 62 Milliarden Euro brauchen könnte. Diese Summe wäre nur im ungünstigsten Fall nötig - wenn das Bruttoinlandsprodukt in den nächsten drei Jahren um 6,5 Prozent sinkt und die Haus-und Grundstückspreise um 70 bis 80 Prozent gegenüber der Boomzeit fallen. Im optimistischeren Szenario bräuchten Spaniens Banken laut den Gutachten 16 bis 25 Milliarden Euro.

Vor gut zwei Wochen hatte Madrid erstmals angekündigt, dass Spanien für seine Banken EU-Hilfen beantragen muss. Die Eurogruppe hatte dem Land daraufhin bereits Notkredite von bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Nach dem offiziellen Hilfsantrag sind die Zinsen auf langfristige spanische Staatsanleihen am Montagmittag nur leicht gestiegen, der Schritt war bereits erwartet worden. Auf Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren lagen die Zinsen bei 6,51 Prozent.

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