Finanzkrise:Moody's setzt spanische Banken auf Ramschniveau

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Schwerer Schlag für Spaniens Banken: Am Montagmorgen beantragt die Regierung in Madrid milliardenschwere Notkredite, am späten Abend stuft die Ratingagentur Moody's 28 Kreditinstitute herab - zum Teil auf Ramschniveau.

Es ist der zweite Streich innerhalb von weniger als sechs Wochen. Mitte Mai hatte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit von 16 spanischen Banken herabgestuft, dieses Mal schneiden gleich 28 Geldhäuser in der Bewertung schlechter ab. Manche Kreditinstitute wurden dabei um bis zu vier Stufen schlechter eingeschätzt als zuvor und befinden sich nun teilweise nur noch auf Ramschniveau.

Zu den betroffenen Häusern zählen die Branchenriesen Banco Santander und BBVA, vor allem aber zahlreiche kleinere Institute. Während die beiden Großbanken nach der Herabstufung immerhin noch eine befriedigende Kreditwürdigkeit besitzen, sind weitere Regionalbanken auf das sogenannte Ramschniveau abgerutscht. Diese Marke gilt für Investoren als deutliches Warnsignal, dass sie Gefahr laufen, ihr Geld zu verlieren.

Moody's begründete die Entscheidung mit den zu erwartenden steigenden Verlusten aus der Immobilienkrise sowie der gesunkenen Kreditwürdigkeit Spaniens insgesamt. Zahlreiche Kredite sind schon geplatzt. Moody's erwartet, dass die Banken noch höhere Verluste aus Gewerbeimmobilien verkraften müssen. Das wiederum lasse es immer wahrscheinlicher werden, dass die Banken externe Hilfe in Anspruch nehmen müssen, hieß es.

Es ist das zweite Mal innerhalb von sechs Wochen, dass Moody's spanische Kreditinstitute herabstuft. Eine schlechtere Bonität aber erschwert nicht nur die Refinanzierung. Sie kann zudem das Vertrauen der Geschäftspartner in die Banken erschüttern.

Banco Santander bekommt bessere Note als Spanien

Die Herabstufungswelle war in der Logik der Ratingagenturen geradezu zwingend: Jüngst hatte Moody's die Kreditwürdigkeit des Landes auf ein befriedigendes "Baa3" gesenkt. Entsprechend schlechter werden nun auch die Banken des Landes bewertet. Einzig Banco Santander kommt unter anderem dank eines starken Auslandsgeschäfts mit "Baa2" auf eine bessere Note als der Staat. El Mundo hat eine Übersicht über die aktuellen Bewertungen der Geldhäuser online gestellt.

Die Regierung hatte an diesem Montag offiziell einen Antrag bei der Euro-Gruppe auf Hilfen aus dem Rettungsschirm gestellt. Wie viel Geld Spanien für die Rettung seiner Banken braucht, hat die Regierung aber bislang offengelassen. Zwei unabhängige Gutachten waren auf eine Summe von bis zu 62 Milliarden Euro gekommen.

Genauere Angaben zum Umfang des erbetenen Rettungspakets sollen aber erst in zwei Wochen erfolgen, wie die Regierung an die Euro-Gruppe schrieb ( PDF-Datei). Die zu beantragende Summe werde aber ausreichen, "um den Kapitalbedarf zu decken und eine zusätzliche Marge als Sicherheit beinhalten - bis zum Maximum von 100 Milliarden Euro", kündigte Wirtschaftsminister Luis de Guindos in dem Antrag an Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker an.

Bekommt Spanien Geld aus dem Euro-Rettungsschirm ESM?

Derzeit wird auch über die Bedingungen noch spekuliert. Umstritten ist unter anderem, auf welchem Wege die Hilfen nach Spanien überwiesen werden sollen - direkt an die Banken oder an die Regierung in Madrid. Offen ist auch, aus welchem Topf die Hilfen bezahlt werden. Sollte der Euro-Rettungsschirm ESM tatsächlich wie angedacht bis zum 9. Juli in Kraft treten, würden die Milliarden wohl daraus entnommen werden. An jenem Tag soll auch über das spanische Hilfspaket verhandelt werden.

Das allerdings hätte Folgen für die privaten Gläubiger des spanischen Staates - denn die europäischen Geldgeber hätten dann Vorrang, wenn das Geld des spanischen Staates einmal nicht reichen sollte, alle Gläubiger zurückzuzahlen. Vor allem Deutschland dringt auf diese Finanzierung, um im Falle der Zahlungsunfähigkeit nicht leer auszugehen. Aber auch ein mögliches Sparprogramm als Auflage für die Kredite, das die Wirtschaft in Spanien weiter abwürgen könnte, wird von manchen Anlegern kritisch gesehen.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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